• Florian Carrel in der Eingangstür seines hindernisfrei umgebauten Hauses.

    Spendenprojekt hindernisfreies Bauen

Ein Köpfler machte Florian Carrel zum Tetraplegiker. Heute lebt er wieder in seinem Elternhaus und bewältigt den Alltag weitgehend selbstständig – dank eines umfangreichen Umbaus.

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«Wieder nach Hause zu können, hat mir alles bedeutet», sagt der 21-jährige Florian Carrel. Der Kopfsprung in einen Swimmingpool hatte das Leben des sportbegeisterten jungen Mannes aus Villarepos FR schlagartig verändert: «Meine Freunde zogen mich aus dem Wasser. Ich war wach, aber ich wusste, dass da etwas gewaltig nicht mehr stimmt.» Beim Aufprall am Poolboden bricht seine Halswirbelsäule. Seither ist Florian Carrel Tetraplegiker.

Während der neunmonatigen Rehabilitation im Schweizer Paraplegiker-Zentrum macht Florian Carrel grosse Fortschritte. Doch schnell ist klar: Ohne bauliche Anpassungen kann er nicht in sein Elternhaus in Villarepos FR zurück.

Florian soll das Haus behalten können

Bei der Beseitigung der Barrieren unterstützt das Zentrum für hindernisfreies Bauen (ZHB) der Schweizer Paraplegiker-Vereinigung die Familie. «Uns war wichtig, dass Florian das Haus eines Tages übernehmen kann», erklärt die Mutter, Chantal Carrel. «Deshalb haben wir den Umbau so geplant, dass er alle Räume nutzen kann.»

Bei einer Hausbegehung notiert ZHB-Architekt Dominik Widmer gemeinsam mit der Familie, der Ergotherapeutin und der Invalidenversicherung (IV) alle Hindernisse. Darunter das Familien- und das Gästebad, die unpassierbar enge Treppe ins Obergeschoss und in den Keller, sowie die Türschwellen in den Garten. Auch die Haustüre ist ein Hindernis: Klinke und Schliessmechanismus kann der Tetraplegiker nicht bedienen.

«Die IV bewilligte zunächst nur eine Hebebühne vom Erd- ins Obergeschoss», sagt Chantal Carrel. Damit war ihrem Sohn der Zugang zum geplanten Wohnraum im Keller verwehrt. Auch die Sicherheit war fraglich, da er sich nicht auf einer Hebebühne festhalten kann.

Pläne für den hindernisfreien Umbau von Florians Elternhaus.

Vorfinanzierung für schnellen Baustart

Der ZHB-Architekt plant daher mit der Familie den Anbau eines Lifts, der alle Stockwerke verbindet. Zudem sollen die anderen Barrieren in Familien- und Gästebad und an den Türen beseitigt werden. Dazu erstellt das ZHB eine Kostenschätzung und holt die Offerten ein.

Doch wie soll das alles finanziert werden? «Während Florians Reha haben wir erfahren, dass uns die Schweizer Paraplegiker-Stiftung (SPS) unterstützt und wir uns keine Sorgen machen müssen», erzählt Chantal Carrel. «Das hat uns sehr beruhigt.» Da es oft lange dauert, bis die IV eine Kostengutsprache erteilen kann, finanziert die SPS die Umbauarbeiten bis auf den Anteil vor, den die Familie trägt. Um die Kosten zu reduzieren, übernimmt Florians Vater Alain Carrel zudem einige Arbeiten selbst.

Als sein Sohn von Nottwil nach Hause kann, ist der Umbau noch nicht ganz abgeschlossen. So wird aus dem Büro im Erdgeschoss vorübergehend sein Zimmer. Es liegt direkt neben dem bereits fertiggestellten Gästebad. «Es war am Anfang etwas eigenartig, neben dem Loch in der Wand zu schlafen, wo eigentlich ein Lift sein sollte», erzählt der junge Mann. «Die Bauleute waren aber so nett, dass sie erst um acht Uhr morgens mit den Arbeiten anfingen.»

Im Fokus: die Funktionalität

ZHB-Architekt Dominik Widmer sagt: «Uns ist es wichtig, dass ein Umbau möglichst schnell erfolgen kann. Das führt dann jeweils zu einem straffen Zeitplan.» Die Lieferfrist eines Lifts beträgt zwei bis drei Monate. Deshalb legt der Architekt den Fokus auf die grösstmögliche Funktionalität: «Bei Florian haben wir den Umbau des Erdgeschosses vorgezogen, damit er bei seiner Rückkehr möglichst wenige Einschränkungen hat.»

Florian in seinem hindernisfrei umgebauten Badezimmer.

Auch wenn es häufig schnell gehen muss, ist für Dominik Widmer diese Arbeit sehr befriedigend: «Am Ende sieht man bei jedem Projekt, wie sehr der Umbau den betroffenen Menschen im Alltag hilft.» Wo immer möglich, werden die individuellen Wünsche von Betroffenen und Angehörigen mitberücksichtigt. Etwa im Familienbad: «Ich wollte nicht, dass es hier aussieht, wie im Spital», sagt Florian Carrel. Anstelle eines Spezialwaschbeckens wurde deshalb ein übliches Becken so eingebaut, dass es für ihn mühelos zugänglich ist.

Zwei Monate nach seiner Rückkehr nach Hause ist der Umbau abgeschlossen. Wenn er nicht arbeitet oder seiner Leidenschaft Hockey als Assistenz-Coach nachgeht, verbringt Florian Carrel seine Zeit im Garten beim Tischtennis oder in seinem eigenen Wohnzimmer im Keller. Diesen konnte die Familie dank der finanziellen Unterstützung durch die Schweizer Paraplegiker-Stiftung selbstständig ausbauen. Oft besuchen ihn hier seine Freunde zu einer Runde Billiard oder zum Gamen. «Heute brauche ich zwar für alles etwas länger», sagt der junge Mann. «Aber ich fühle mich in Nichts eingeschränkt und kann mein Leben wieder geniessen.»

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