
Was im Kleinen anfing, ist heute sichtbar und unverzichtbar: die Sportmedizin. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie das Team Leistungssportlerinnen und -sportler ebenso begleitet wie Menschen, für die Bewegung ein neuer Anfang ist.
Text: Peter Birrer
Fotos: Sabrina Kohler
Der Widerstand wächst, aber der Mann beweist Durchhaltevermögen. Pierre-Alain Tercier investiert, was seine Oberarme hergeben. Er sitzt schon seit ein paar Minuten an der Handkurbel, und Fabian Ammann feuert ihn an. Der Leistungsdiagnostiker schaut auf den Bildschirm, liest die Entwicklung der Kurve und weiss: Es geht auf das Ende zu, der Athlet benötigt Unterstützung. «Weiter so!», ruft Fabian. «Versuch, die Frequenz zu halten!» – «Gib nochmals alles!» – «Jawohl!» Die Motivation wirkt. Die Resultate fallen positiv aus.
Schauplatz an diesem Donnerstagvormittag im Mai ist die Sportmedizin des Schweizer Paraplegiker-Zentrums (SPZ). Das Kader des Schweizer Rollstuhl-Curling-Teams, zu dem der Freiburger Pierre-Alain Tercier zählt, absolviert in Nottwil einen sogenannten Testing Day, bestehend aus einer Reihe von Untersuchungen, angefangen bei der Blutprobe.
Steigerung mit Feinjustierungen
Der Leistungstest ist ein aufschlussreicher Teil. Daneben geht es beispielsweise um das Thema Ernährung. Und eine Umfeldanalyse wird erstellt: Ein detailliertes Gespräch mit den Expertinnen und Experten soll Erkenntnisse liefern, welche Feinjustierungen im Trainingsalltag oder im Beruf ratsam sind, um das individuelle Potenzial zu steigern.
Was 1995 als kleines Labor für Lungenphysiologie angefangen hat, (Claudio Perret), hat sich zu einem nationalen- und internationalen Kompetenzzentrum für Sportmedizin entwickelt. Bis 2021 befand sich die Sportmedizin im GZI, danach fand sie im SPZ ihre neue Heimat mit deutlich mehr Platz. Sie ist nicht nur kontinuierlich gewachsen, sondern auch immer relevanter geworden. Leiter ist Phil Jungen, bald 60 und seit 2015 dabei. Er hält gleich einmal ein Plädoyer für seine Abteilung: «Wir leisten einen wertvollen Beitrag, damit sich der Schweizer Rollstuhlsport langfristig auf Weltklasseniveau bewegen kann.»
Mehrere Fachleute bilden das Team, das sich jedoch nicht nur mit Hingabe um den Leistungssport kümmert. Zum Alltag gehört auch die Zusammenarbeit mit querschnittgelähmten Menschen, für die Sport ein Hobby ist. Oder überhaupt kein Thema.
Der Nottwiler Standard sieht vor, dass Betroffene nach zwölf Wochen stationärer Behandlung zu einem Basis-Ausdauertest aufgeboten werden. Nicht mit der Absicht, eine Sportkarriere zu lancieren, sondern um eine Bestandsaufnahme ihrer körperlichen Verfassung zu machen. Und um aufzuzeigen, was für positive Auswirkungen die Bewegung im Alltag hat. «Sie steigert die Lebensqualität und erhöht die Selbstständigkeit», betont Robert Werder, neben Jungen der zweite Facharzt innere Medizin mit Fähigkeitsausweis in Sportmedizin.
Die Sporttherapeuten erhalten die erhobenen Leistungsdaten mit Trainingsempfehlungen zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Gut vier Wochen vor dem Abschluss der Reha machen die Betroffenen das gleiche Programm bei der Sportmedizin nochmals durch. Der Zweck: eruieren, ob und in welcher Form sie Fortschritte erzielt haben.

Der Leistungstest ist ein aufschlussreicher Teil. Daneben geht es beispielsweise um das Thema Ernährung. Und eine Umfeldanalyse wird erstellt: Ein detailliertes Gespräch mit den Expertinnen und Experten soll Erkenntnisse liefern, welche Feinjustierungen im Trainingsalltag oder im Beruf ratsam sind, um das individuelle Potenzial zu steigern.
Was 1995 als kleines Labor für Lungenphysiologie angefangen hat, (Claudio Perret), hat sich zu einem nationalen- und internationalen Kompetenzzentrum für Sportmedizin entwickelt. Bis 2021 befand sich die Sportmedizin im GZI, danach fand sie im SPZ ihre neue Heimat mit deutlich mehr Platz. Sie ist nicht nur kontinuierlich gewachsen, sondern auch immer relevanter geworden. Leiter ist Phil Jungen, bald 60 und seit 2015 dabei. Er hält gleich einmal ein Plädoyer für seine Abteilung: «Wir leisten einen wertvollen Beitrag, damit sich der Schweizer Rollstuhlsport langfristig auf Weltklasseniveau bewegen kann.» Mehrere Fachleute bilden das Team, das sich jedoch nicht nur mit Hingabe um den Leistungssport kümmert. Zum Alltag gehört auch die Zusammenarbeit mit querschnittgelähmten Menschen, für die Sport ein Hobby ist. Oder überhaupt kein Thema.
Der Nottwiler Standard sieht vor, dass Betroffene nach zwölf Wochen stationärer Behandlung zu einem Basis-Ausdauertest aufgeboten werden. Nicht mit der Absicht, eine Sportkarriere zu lancieren, sondern um eine Bestandsaufnahme ihrer körperlichen Verfassung zu machen. Und um aufzuzeigen, was für positive Auswirkungen die Bewegung im Alltag hat. «Sie steigert die Lebensqualität und erhöht die Selbstständigkeit», betont Robert Werder, neben Jungen der zweite Facharzt innere Medizin mit Fähigkeitsausweis in Sportmedizin.
Die Sporttherapeuten erhalten die erhobenen Leistungsdaten mit Trainingsempfehlungen zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Gut vier Wochen vor dem Abschluss der Reha machen die Betroffenen das gleiche Programm bei der Sportmedizin nochmals durch. Der Zweck: eruieren, ob und in welcher Form sie Fortschritte erzielt haben.
«Bewegung steigert die Lebensqualität und erhöht die Selbstständigkeit.»
Ein gefragtes Ärzteduo
Phil ist der Mann, der im Auftrag der Sportverbände die Schweizer Delegation jeweils an die Paralympics begleitet. Werder, seit einem Jahrzehnt in Nottwil tätig und mit seinen zwei Metern Körpergrösse unübersehbar, hat ebenfalls einen Sonderauftrag. Der passionierte Tennisspieler ist jeweils der verantwortliche Mediziner des Schweizer Teams, wenn eine Universiade stattfindet – die internationale Grossveranstaltung für Studierende findet im Zweijahresrhythmus statt.
Nottwil, das Leistungszentrum und «Magglingen» des nationalen Rollstuhlsports, trägt auch den Titel «Swiss Olympic Medical Center». Das Label erhält nur, wer die Auflagen des Nationalen Olympischen Komitees erfüllt. «Für uns ist das eine Auszeichnung und Anerkennung», sagt Robert, «wir haben in der Branche einen sehr guten Ruf.»
Das Team betreut alles in allem rund hundert Rollstuhl-Elite-Sportlerinnen und -Sportler aus 14 verschiedenen Sparten. Zudem werden Aspiranten des Grenzwachtkorps Basel hier auf ihre sportmedizinische Tauglichkeit ebenso geprüft wie Feuerwehrleute, Berufstaucher und die Polizeitauchenden der Kantonspolizei Luzern.


Sporternährung und Sportpsychologie
Neben Robert und Phil beschäftigen sich Céline Knopfli und Fabian Ammann mit der Leistungsdiagnostik – sowohl von Menschen mit einer Querschnittlähmung oder einer neurologisch bedingten Erkrankung als auch von Personen ohne Einschränkung. Angestellt sind mit Alexander Stravs und Marco von Ow ausserdem zwei Athletiktrainer. Wilma Schmid ist für alle Themen der Sporternährung eine ausgewiesene Fachfrau, Romana Feldmann ist in der Welt der Sportpsychologie daheim. Und den Überblick behalten die drei medizinischen Praxisassistentinnen Eliane Arnold-Küng, Melanie Bühler und Eva Rieder: Sie bilden die Schaltzentrale der Sportmedizin und führen Untersuchungen wie beispielsweise Ruhe-EKG, Lungenfunktionsprüfungen, entnehmen Blut und koordinieren Termine. Wie eben an diesem durchgetakteten Donnerstag mit den Para-Curlern. Pierre-Alain Tercier hat die Anstrengung gemeistert. Er atmet tief durch und setzt ein Lächeln auf: «Alles gut gegangen.» Fabian Ammann signalisiert mit einem Lächeln und Kopfnicken: Alles ok. Und weiter gehts. Der nächste Sportler wartet bereits.
Über die Schweizer Paraplegiker-Gruppe
Die Schweizer Paraplegiker-Gruppe gehört zu den grössten gemeinnützigen Organisationen der Schweiz. Wir unterstützen querschnittgelähmte Menschen mit einem ganzheitlichen und weltweit einzigartigen Leistungsnetz – von der Unfallstelle oder bei krankheitsbedingter Diagnose, ein Leben lang.
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