Portrait des jumelles monozygotes Giulia et Chiara Mele

Die Unzertrennlichen

Giulia und Chiara Mele sind eineiige Zwillinge, die zwar nicht den gleichen Beruf, aber mit dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) denselben Arbeitgeber haben. Sie wohnen gemeinsam und verbringen auch ihre Ferien zusammen. Trotzdem gibt es ein paar Unterschiede.

Text: Peter Birrer
Fotos: Sabrina Kohler

Es gibt lustige Begegnungen, die ein grosses Aha! und ein breites Grinsen auslösen. Arbeitet die Radiologiefachfrau tatsächlich auch als Ergotherapeutin? Wie schafft sie das nur? In solchen Momenten ist eine kurze Aufklärung notwendig: Da sind zwei verschiedene Frauen am Werk, die aber genau gleich aussehen. Giulia und Chiara Mele heissen die eineiigen Zwillinge, die mit ihren prächtigen Locken und ihrer guten Laune auffallen.

Lieber Praxis statt Theorie

Die zwei Wirbelwinde kommen am 13. Februar 1994 in Lugano zur Welt und wachsen in Claro auf, einem Ortsteil von Bellinzona. «Ich war 13 Minuten früher da», betont Giulia. Sie wiegt nach der Geburt 2,7 Kilo, ihre Schwester bringt 400 Gramm mehr auf die Waage.

Ursprünglich hat Giulia die Idee, einen Beruf im ökonomischen Bereich zu suchen. Aber dann kommen Zweifel auf: Will ich das wirklich? Die Antwort findet sie schnell: nein. Sie möchte mit Menschen zu tun haben, sie will Praxis, keine graue Theorie. Und findet die Lösung – nicht zuletzt dank ihrer Mutter Maria Grazia, die als Leiterin Koordination ärztliche Weiterbildungen im Spital von Lugano arbeitet. Ein Schnuppertag genügt, um ein gutes Gefühl zu bekommen. Giulia schreibt sich in der Fachhochschule Locarno ein und lässt sich zur medizinischen Röntgenassistentin ausbilden.

«Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, diesen Schritt zu machen.»

Giulia Mele

Sie sammelt in Lugano erste praktische Erfahrungen und entschliesst sich, nach Bern zu ziehen. Im Inselspital vertieft sie ihr Wissen in einem Umfeld, von dem sie schwärmt. Sie kann ihre beruflichen Fähigkeiten weiterentwickeln und gleichzeitig ihr Deutsch verbessern. Vier Jahre bleibt sie, dann schaut sie sich nach einer neuen Herausforderung um – und findet sie im Internet: Das SPZ hat eine Stelle ausgeschrieben. Giulia bewirbt sich, erhält die Zusage und fängt im Oktober 2021 an. In Nottwil fühlt sich das Energiebündel wohl: «Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, diesen Schritt zu machen», sagt die 29-Jährige.

Erfolgreiche Spontanbewerbung

Selbstredend startet Giulia (mit dem roten Haargummi) im SPZ nicht allein – für ihre Zwillingsschwester Chiara beginnt ebenfalls ein neuer Abschnitt. Dass aus ihr eine Ergotherapeutin geworden ist, überrascht nicht. Schon im Gymnasium interessiert sie sich für diese berufliche Richtung und studiert schliesslich in Lugano. Auch für sie ist im Alltag der Kontakt mit Menschen ein zentraler Faktor, sie sagt: «Es tut gut, wenn ich helfen kann.»

Nach ihrer Ausbildung in der Südschweiz stellt sich für sie die Frage, wo sie arbeiten will. Es kann kein Zufall sein, dass sie dort landet, wo Giulia lebt und arbeitet: in Bern. Nach einem dreimonatigen Sprachaufenthalt in Heidelberg startet Chiara im Spital Tiefenau als Ergotherapeutin und natürlich bildet sie mit Giulia eine WG.

Als sich Chiara für eine Anstellung in Nottwil interessiert, hat sie bereits ein Bild des SPZ – sie hat den Campus mit ihrer Schulklasse einmal besucht. Sie schickt eine spontane Bewerbung – und darf sich tatsächlich vorstellen. Im Gespräch überzeugt sie. Die Folge: Sie hat ihren ersten Arbeitstag am 1. Oktober 2021 – zusammen mit Giulia. Nie hat sie diesen Schritt bereut, im Gegenteil. Sie schätzt das angenehme Arbeitsklima und den Austausch mit den Patientinnen und Patienten, für die sie stets ein offenes Ohr hat – wie Giulia.

«Es tut gut, wenn ich helfen kann.»

Chiara Mele

Die beiden Schwestern haben so viele Gemeinsamkeiten und leben in Sursee selbstredend wieder zusammen. Und doch unterscheidet sich Chiara in einem Punkt von Giulia: «Ich bin etwas temperamentvoller und kann nachtragend sein.» Worauf Giulia entgegnet: «Dafür bewege ich mich nach Feierabend mehr als du. Wann warst du das letzte Mal im Fitnesscenter?» Ob es zwischendurch Streit gibt? «Nein!» Sie sind unzertrennlich, selbst in den Ferien, die sie in diesem Sommer in Apulien verbrachten, der Heimat ihres Vaters Giuseppe. «Wir sind zwei sonnige Gemüter», sagen sie unisono. Und strahlen einander an.

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