Aurora in ihrem Auto

«Ich wählte die positive Lebens­einstellung.»

Ein Unfall führte vor sechs Jahren dazu, dass die 25-jährige Tessinerin Aurora Savoldo Paraplegikerin wurde.

«Ich habe Kontrolle über meinen Rollstuhl – nicht er über mich!»

Es gibt zwei Haltungen dem Leben gegenüber: eine positive und eine negative. «Ich habe mich für die positive entschieden.» Aurora Savoldo sagt das nicht einfach so daher. Was ihr vor sechs Jahren widerfahren ist, hat ihr Leben völlig auf den Kopf gestellt. Auf dem Weg zum Musikunterricht führte ein Unfall dazu, dass sie seither Paraplegikerin ist.

Text: Mathias Haehl
Bilder: Walter Eggenberger

Die damals 18-jährige Tessinerin war zum Gitarrenunterricht gefahren und erlebte einen schrecklichen Unfall. Diagnose: Querschnittlähmung. Seither ist Aurora Savoldo Paraplegikerin. Sie erzählt von ihrem Schicksal und zieht Bilanz: «Ich hatte Glück im Unglück. Ich hätte ja so aussehen können wie meine Gitarre…» Das Instrument war nämlich in tausend Teile zerbrochen.

Während des sechsmonatigen Aufenthaltes im Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) in Nottwil gab es viele Tage, an denen sich auch Aurora sagte: «Mein Leben ist so anstrengend!» Doch sie ergänzt sofort: «Ich erlebte in Nottwil viele nette und äussert hilfsbereite Menschen.» So hielt sie sich während der Rehabilitation an die Rollstuhlfahrer mit positiver Ausstrahlung, «um von den Pessimisten nicht herunter gezogen zu werden». Aurora Savoldo hat gelernt, ihr neues Leben nicht mit dem früheren zu vergleichen. Ihr Motto im Umgang mit dem Hilfsmittel auf Rädern lautet: «Ich habe Kontrolle über meinen Rollstuhl – nicht er über mich!» Die Tessinerin ist oft unterwegs, treibt Sport, besucht Freunde und geht in den Ausgang. «Meine Mutter meint, ich sei eine Vagabundin», sagt sie.

 

«Ich hatte Glück im Unglück. Ich hätte ja so aussehen können wie meine Gitarre…»

Rückhalt in der Familie

Aurora Savoldo wirkt wie eine zufriedene junge Frau, der es an nichts fehlt. Sie hat vieles, das nicht selbstverständlich ist: einen Arbeitsplatz, ein gemütliches Zuhause, starken Rückhalt in der Familie, einen lieben Partner und obendrein gute Freundinnen, die sich Zeit für sie nehmen. Oft musiziert die positive Tessinerin gemeinsam mit ihrer Mutter und Schwester. Die Liebe des Trios zur Musik geht weit: Mutter Cristina und Tochter Aurora haben sich je einen Notenschlüssel beim Fussgelenk tätowieren lassen. Wichtig ist den dreien auch das Beisammensein, gemeinsam reden und lachen.

Schon früh selbständig

Aurora Savoldo hat schon früh gelernt, selbständig zu sein. Um ihre Selbständigkeit zu beweisen, organisierte sie an ihrem ersten freien Wochenende die Zugfahrt von der Spezialklinik in Nottwil nach Hause.

Einen Monat nach ihrem Austritt setzte sie sich bereits in ihr umgebautes Auto und fuhr nach Südfrankreich an die Côte d’Azur, wo die Familie eine Wohnung besitzt. «Ich liebe die Freiheit beim Autofahren. Und ich reise leidenschaftlich gern.» Sie war mit der Familie schon in Australien, auf den Malediven, in Ägypten und in Russland. Im Rollstuhl erkundete sie mit Freunden London, Dublin, Budapest, Amsterdam, Barcelona, Berlin, Andalusien und Teneriffa.

Aurora schreckt vor keiner Herausforderung zurück. In den letzten sechs Jahren versuchte sie sich in Paragliding, Segeln und besuchte einen Tauch- sowie Skikurs. Die Tessinerin ist Mitglied der Tessiner Paraplegiker-Gruppe und des Vereins «inSuperAbili», der Sportaktivitäten für Personen mit einer Behinderung fördert. Sie versucht so oft wie möglich an allen organisierten Aktivitäten teilzunehmen. Ausserdem singt Aurora seit vielen Jahren in einem Chor, wo sie ab und zu die Gruppe auch mit ihrer Geige oder Gitarre begleitet.

Aurora Savoldo ist gemäss ihrer Mutter eine Vagabundin und liebt das Reisen - trotz Rollstuhl und Querschnittlähmung.
Aurora Savoldo ist gemäss ihrer Mutter eine Vagabundin und liebt das Reisen - trotz Rollstuhl und Querschnittlähmung. Hierbei ist ihr umgebautes auf den Rollstuhl angepasstes Auto eine enorme Hilfe.

Zurückgewonnene Freiheit

Aurora Savoldo ist glücklich, dass sie so selbständig ist. Sie weiss: Diese Freiheit verdankt sie zu einem grossen Teil der Direkthilfe der Schweizer Paraplegiker-Stiftung. Der Lift im Elternhaus, die rollstuhlgängige Zufahrt von der Strasse bis zum Hauseingang, das Bad und natürlich das umgebaute Auto ermöglichen ihr ein unabhängiges Leben. «Mit dem öffentlichen Verkehr könnte ich mich nicht so selbständig bewegen, deshalb bedeutet das Auto für mich Freiheit und Unabhängigkeit. Die Hilfe der Stiftung war und ist für mich fundamental wichtig.»

 

«Am liebsten hätte ich zwei Kinder. Ich will aber gut vorbereitet sein.»

Pläne für die Zukunft

Die Tessinerin hat ihre Ausbildung längst abgeschlossen und arbeitet seither in einer Mensa an einer Primarschule in Lugano. Sie freut sich darüber, als Fachfrau Betreuung («operatrice socioassistenziale») mit Kindern zwischen 6 und 11 Jahren zu tun zu haben. Diese sind für sie auch privat ein Thema. «Am liebsten hätte ich zwei Kinder», offenbart sie. «Ich will aber gut vorbereitet sein, wenn ich einmal Mutter werde.» Deshalb tauscht sie sich mit rollstuhlfahrenden Müttern aus.

 

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