Häufig gestellte Fragen

Was ist eine Querschnittlähmung?

Eine Querschnittlähmung ist eine Schädigung des Rückenmarkes, welches sich im Spinalkanal im Inneren der Wirbelsäule befindet. Das Rückenmark ist ein Teil des zentralen Nervensystems und leitet Impulse vom Gehirn an die Muskeln und inneren Organe weiter. Umgekehrt überträgt es unter anderem die Empfindung von Berührungen, Temperatur oder Schmerz an das Gehirn zurück.

Durch Unfall oder Krankheit wird das Rückenmark an einer bestimmten Stelle entweder durchtrennt oder beschädigt, so dass die Kommunikation zwischen dem Gehirn und dem Körper unterhalb der Verletzung gestört oder vollständig unterbrochen ist und umgekehrt. Wichtige Funktionen wie willkürliche Bewegung (motorisch), Empfindungsfähigkeit (sensorisch) und teilweise Organfunktionen sind unterhalb der Beschädigung (Läsion) gestört oder fallen aus.
 

 

Wie viele Menschen mit Paraplegie und wie viele Menschen mit Tetraplegie leben in der Schweiz?

Es gibt dazu keine Zahlen, da es in der Schweiz kein Register für querschnittgelähmte Personen gibt.

 

 

Was sind die Ursachen einer Querschnittlähmung?

Die Zahlen beziehen sich auf die Erstrehabilitationen am Schweizer Paraplegiker-Zentrum.

Bei 43% aller Querschnittlähmungen ist ein Unfall die Ursache, wie zum Beispiel:

  • Arbeitsunfall
  • Sportunfall
  • Verkehrsunfall
  • Stürze

57% der Querschnittlähmungen sind auf Krankheiten zurückzuführen:

  • Neoplasie (Tumore/Metastasen der Wirbelsäule und des Rückenmarks)
  • Ischämie (Durchblutungsstörungen)
  • Infektionen (bakteriell, viral)
  • Bandscheibenvorfälle
  • Wirbelbrüche durch Osteoporose
  • Multiple Sklerose (MS)
  • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
  • Angeborene Querschnittlähmungen wie z.B. Spina bifida (offenes Rückenmark bei Geburt)

 

Was ist der Unterschied zwischen Tetraplegie und Paraplegie?

Tetraplegie ist die schwerste Form der Querschnittlähmung. Sie wird durch eine Schädigung im Halsbereich verursacht. Bei Tetraplegie sind neben dem Rumpf auch alle vier Extremitäten (Arme/Hände und Beine) durch die Lähmung betroffen.

Paraplegie entspricht einer Schädigung des Rückenmarkes im Brust oder Lendenbereich. Betroffen von der Lähmung sind vor allem Rumpfanteile und untere Extremitäten. Bei Paraplegie ist die Funktion der Arme und Hände kaum eingeschränkt.

 

 

Was sind die typischen Begleiterkrankungen einer Querschnittlähmung?

Eine Rückenmarksverletzung beeinflusst mehr oder weniger stark verschiedene Organe und Körperfunktionen. Unabhängig davon, ob die sie komplett oder inkomplett ist. Die häufigsten Komplikationen sind:

  • Dekubitus (Druckstellen/Druckgeschwür): Ein Druckgeschwür ist die Folge von übermässigem Druck oder Reibung auf die Haut. Die Haut wird zwischen der Unterlage und den Knochen eingeklemmt und dadurch ungenügend durchblutet. An Gesäss, Rücken sowie Armen, Knien und Füssen treten Druckgeschwüre am häufigsten auf.
  • Osteoporose: Häufig entsteht Osteoporose als Folge der fehlenden Belastung der Knochen. Der Körper beginnt die Knochensubstanz abzubauen; durch die verminderte Knochendichte steigt das Risiko von Brüchen erheblich.
  • Blasenfunktionsstörungen / Harnwegsinfekte
  • Chronische Schmerzen: Von chronischen Schmerzen spricht man bei mindestens drei Monaten andauerndem Schmerz
  • Spastik (griech.: «Krampf»): Erhöhte Muskelspannung aufgrund einer Schädigung des Gehirns oder des Rückenmarks
  • Dysphagie (Schluckfunktionsstörungen)
  • Atemfunktionsstörungen

 

Kann eine querschnittlähmte Frau Mutter werden bzw. ist ein Mann weiterhin zeugungsfähig?

Eine Rückenmarksverletzung hat keine direkten Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Frau. Ausnahme ist die Zeit direkt nach der Rückenmarksverletzung, in der die Menstruation oft aussetzt. Grund dafür ist ein vorübergehend erhöhter Wert des Hormons Prolaktin im Blut aufgrund von Stress durch die Rückenmarksverletzung. Die Menstruation setzt gewöhnlich drei bis sechs Monate nach der Verletzung wieder ein und damit ist die Frau wieder fruchtbar. Zu diesem Zeitpunkt ist es für eine Frau mit Querschnittlähmung ebenso leicht oder schwierig schwanger zu werden, wie für Frauen ohne Querschnittlähmung.

 

Für Männer mit Querschnittlähmung war es in der Vergangenheit aufgrund von Erektions- und Ejakulationsproblemen schwierig, oder gar unmöglich, Vater zu werden. Heute gibt es gute Möglichkeiten, Sperma auch ohne Ejakulation zu entnehmen. In Kombination mit verbesserten Methoden der künstlichen Befruchtung, haben Männer mit Querschnittlähmung nun die gleichen Chancen, biologisch Vater zu werden wie die restliche männliche Bevölkerung.

Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

 

 

Wie beeinflusst eine Querschnittlähmung die psychische Gesundheit eines Patienten?

Eine Querschnittlähmung bedeutet für einen Betroffenen zunächst Verlust, Einschränkung, Begrenzung und versetzt ihn oftmals in eine tiefe Lebenskrise. Von heute auf morgen ist die normale Wirklichkeit des Menschen massiv infrage gestellt. Alles, was bis dahin vertraut, bekannt und beherrschbar war, gilt so nicht mehr. In einem Erstgespräch werden die Anliegen und Befindlichkeiten des Patienten ab­geklärt. Die therapeutische Arbeitsmethode richtet sich individuell nach den Bedürfnissen, Fähigkei­ten und der Per­sönlichkeitsstruktur eines jeden Patienten. Oberstes Ziel ist die Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung der Selbstbestimmung, Würde und Integrität des traumatisierten Patienten. Nach Möglichkeit beziehen wir Angehörige des Patienten mit ein. Ergänzt werden die Behandlungen durch Kunst- und Maltherapie, Musiktherapie und der Feldenkrais Methode. Aber auch eine Sozialberatung und ParaWork (berufliche Integration) stehen den Patienten zur Seite. Zudem bietet ein Seelsorge-Team allen Patienten und deren Angehörigen ihre Unterstützung an.

 

 

Von welchen Fachkräften werden Para- und Tetraplegiker während des Rehabilitationsprozesses im SPZ betreut?

Das ist bei jedem Patienten unterschiedlich. Das Ausmass der Rückenmarkverletzung sowie die Individualität des Patienten werden dabei berücksichtigt. Nebst dem Ärzte- und Pflegeteam kümmern sich weitere Fachpersonen mit unterschiedlichen Therapieangeboten um die Patienten: z.B.  Akupunktur, Chiropraktik, Ergotherapie, Feldenkrais-Therapie, Kunsttherapie, Hippotherapie, Logopädie, Musiktherapie, Neuropsychologie, Physiotherapie, Podologie, Psychologie, Sporttherapie, Wassertherapie und so weiter.

 

 

Was umfasst die Rehabilitation im SPZ?
Während der Rehabilitation zeigen sich verschiedene Schwerpunkte. Diese können in fünf Phasen zusammengefasst werden. Die Dauer der einzelnen Rehabilitationsphasen ist nicht starr und sie gehen fliessend ineinander über. Sie orientieren sich am Erreichen grösstmöglicher Selbstständigkeit. Die Ziele werden zusammen mit dem Patienten fortdauernd an ihre Möglichkeiten und Voraussetzungen angepasst.

  • Die Akutphase: Diese Phase bezeichnet die Zeit der Erstbehandlung nach Eintritt der Querschnittlähmung – dabei verbringen Patienten eventuell einige Zeit auf der Intensivstation. Es geht vor allem darum, die richtige Diagnose zu stellen, um die Verletzung zu behandeln und lebenswichtigen Funktionen wie Kreislauf und Atmung zu stabilisieren.
  • Die Grundlagenphase: Schrittweise erlernen die Patienten verschiedene Teilbereiche alltäglicher Verrichtungen.
  • Die Aufbauphase und Mobilisationsphase: Die Patienten lernen den Umgang mit Ihrem gelähmten Körper kennen und übernehmen zunehmend Verantwortung für bestimmte Bereiche wie Blasen- und Darmmanagement, Ernährung und Hautkontrolle. In dieser Phase beginnt die Vorbereitungen für einen Austritt nach Hause.
  • Die Konsolidierungsphase: Vorbereitung auf den Austritt.
  • Die Austrittsphase: Patienten können ein Ihrer Lähmung entsprechendes, selbstständiges Leben führen. Die stationäre Behandlung wird in dieser Phase abgeschlossen.

Die Aufenthaltsdauer ist je nach Verletzungsgrad verschieden lang. Die durchschnittliche Reha-Dauer von Patientinnen und Patienten mit einer Paraplegie beträgt vier Monate; jene von Patient*innen mit einer Tetraplegie sieben bis neun Monate. Komplikationen wie Druckgeschwüre (Decubitus, Atemlähmung und Blasen- oder Niereninfekte) verlängern die Hospitalisationszeit.

 

 

Aus welchen Therapien besteht eine Rehabilitation eines Querschnittgelähmten normalerweise?
Die Therapien werden speziell auf die Diagnose des Patienten abgestimmt. Das Therapie-Angebot im SPZ umfasst:

  • Ergotherapie
  • Physiotherapie
  • Akupunktur
  • Chiropraktik
  • Feldenkrais-Therapie
  • Kunsttherapie
  • Hippotherapie
  • Logopädie
  • Musiktherapie
  • Neuropsychologie
  • Physikalische Therapie
  • Podologie
  • Psychologie
  • Rollstuhl-Sitzzentrum
  • Sporttherapie
  • Wassertherapie

 

Werden die Angehörigen der Betroffenen über den Umgang mit einem Para- oder Tetraplegiker in geschult? 

Nebst «Angehörigen Peers», psychologischer Betreuung, Seelsorge und Sozialberatung gibt es auch Kursangebote für Angehörige. Die Angehörigen leisten einen grossen Teil der Betreuungs- und Pflegeaufgaben im häuslichen Umfeld. ParaHelp bietet den Angehörigen Unterstützung und Beratung für die Betreuung und Pflege zu Hause.

 

 

Was für finanzielle Unterstützung erhalten die Patienten?

Je nachdem erhält der Patient Unterstützung der Kostenträger (z.B. Kranken- oder Pensionskassen, Unfallversicherungen, IV, Ergänzungsleistungen oder Unterstützung von Stiftungen/Vereinigungen). Mitglieder unserer Gönner-Vereinigung erhalten 250 000 Franken Unterstützung bei einer unfallbedingten Querschnittlähmung mit permanenter Rollstuhlabhängigkeit.

 

 

Muss eine Umschulung selber finanziert werden?
Nein. Jedoch ist die IV (neben der Militärversicherung) die einzige Versicherung, welche die Kosten einer Umschulung übernehmen kann. Die Tatsache, dass eine behinderte Person den bisherigen Beruf nicht mehr oder nur noch beschränkt ausüben kann, löst aber noch nicht automatisch einen Anspruch auf eine Umschulung aus. Geprüft wird immer, ob nicht ein Ausweichen auf eine andere Erwerbstätigkeit infrage kommt. Die berufliche Eingliederung ist seit der Gründung des Schweizer Paraplegiker-Zentrums ein wichtiger Bestandteil des ganzheitlichen Dienstleistungsangebotes. ParaWork verfügt über jahrelange Erfahrung in der Begleitung von Querschnittgelähmten bei ihrer Rückkehr ins Arbeitsleben.

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