
Unfall vs. Krankheit
Wir haben für Sie die Antworten zu den häufigsten Fragen zu den Ursachen einer Querschnittlähmung zusammengetragen.
Zahlen und Fakten dazu liefern diverse Erhebungen der Schweizer Paraplegiker-Forschung im Rahmen der Schweizer Kohortenstudie (SwiSCI) für Menschen mit Rückenmarksverletzungen. Zudem auch Daten aus dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum und das Expertenwissen von Dr. med. Michael Baumberger, Chefarzt Paraplegiologie und Rehabilitationsmedizin am Schweizer Paraplegiker-Zentrum.
Quellenangaben finden Sie ganz am Schluss.
Wie viele querschnittgelähmte Personen leben in der Schweiz?
Eine Hochrechnung der Schweizer Paraplegiker-Forschung geht von rund 6000 querschnittgelähmten Menschen in der Schweiz aus. Eine genaue Zahl gibt es aktuell nicht, weil in der Schweiz kein nationales Register existiert, in das alle Fälle eingetragen werden. Ein solches Register gibt es europaweit nur in Norwegen.
« Rund die Hälfte aller Querschnittlähmungen sind krankheitsbedingt. »

Dr. med. Michael Baumberger, Chefarzt Paraplegiologie und Rehabilitationsmedizin am Schweizer Paraplegiker-Zentrum
Wie kann es zu einer Querschnittlähmung kommen?
Eine Querschnittlähmung ist eine Schädigung des Rückenmarkes, welches sich im Spinalkanal im Inneren der Wirbelsäule befindet. Durch Unfall oder Krankheit wird das Rückenmark an einer bestimmten Stelle entweder durchtrennt oder beschädigt, so dass die Kommunikation zwischen dem Gehirn und dem Körper unterhalb der Verletzung gestört oder vollständig unterbrochen ist und umgekehrt. Im SPZ halten sich Fälle mit Querschnittlähmung durch Unfall und durch Krankheit in etwa die Waage.

Krankheit vs. Unfall
Unfall
Traumatische QuerschnittlähmungDie traumatische (unfallbedingte) Rückenmarksverletzung entsteht durch eine Einwirkung von aussen.
43 % der Patientinnen und Patienten, die 2021 die Erstrehabilitation am Schweizer Paraplegiker-Zentrum verbrachten, sind unfallbedingt querschnittgelähmt.Die häufigsten Unfallursachen dieser Personen sind:
- Stürze
- Sportunfälle
- Verkehrsunfälle
Männer erleiden drei Mal häufiger eine traumatische Rückenmarksverletzung als Frauen.
Die meisten traumatischen Verletzungen treten im Alter zwischen 16 und 30 sowie ab 76 Jahren auf. Das Risiko für traumatische Verletzungen durch einen Sturz nimmt mit steigendem Alter zu, hingegen ist in jüngeren Jahren das Risiko eines Sportunfalls gross.
Krankheit
Nicht-traumatische QuerschnittlähmungDie nicht-traumatische Rückenmarksverletzung entsteht durch Krankheiten.
57 % der Patientinnen und Patienten, die 2021 die Erstrehabilitation am Schweizer Paraplegiker-Zentrum verbrachten, sind krankheitsbedingt querschnittgelähmt.Die häufigsten Krankheiten sind:
- Neoplasie (Tumore/Metastasen der Wirbelsäule und des Rückenmarks)
- Ischämie (Durchblutungsstörungen wie z.B. der Rückenmarksinfarkt)
- Infektionen (bakteriell, viral)
- Bandscheibenvorfälle
Da die Menschen immer älter werden und viele schwere Krankheiten tendenziell erst im Alter auftreten, ist Querschnittlähmung in über der Hälfte aller Fälle die Folge von Krankheiten. Zusätzlich verbesserten sich die Möglichkeiten eine Diagnose zu stellen, im Gegensatz zu früher. Erst mit dem Aufkommen der Computer- und Magnetresonanztomographie lässt sich exakter und mit Bildern entdecken, ob und wo eine Lähmung vorliegt.
Krankheiten können sich zunehmend verschlimmern und schleichend zu einer Querschnittlähmung führen. Möglich ist aber auch eine Querschnittlähmung durch einen plötzlichen Rückenmarksinfarkt.
« Es war noch nie so, dass Unfälle der einzige Grund für eine Querschnittlähmung waren. »
Was ist der Unterschied zwischen Tetraplegie und Paraplegie?
Tetraplegie ist die schwerste Form der Querschnittlähmung. Sie wird durch eine Schädigung im Halsbereich verursacht. Bei Tetraplegie sind neben dem Rumpf auch alle vier Extremitäten (Arme/Hände und Beine) durch die Lähmung betroffen.
Paraplegie entspricht einer Schädigung des Rückenmarkes im Brust- oder Lendenbereich. Betroffen von der Lähmung sind vor allem Rumpfanteile und untere Extremitäten. Bei einer Paraplegie ist die Funktion der Arme und Hände kaum eingeschränkt.
Am Schweizer Paraplegiker-Zentrum verbrachten 2021 104 Paraplegikerinnen und Paraplegiker und 79 Tetraplegikerinnen und Tetraplegiker ihre Erstrehabilitation. Die Aufenthaltsdauer ist je nach Verletzungsgrad verschieden lang. In der Regel dauert die Erstrehabilitation bei einer Paraplegie ca. vier bis sechs Monate und bei einer Tetraplegie ca. acht bis zwölf Monate.
Eine Querschnittlähmung verändert das gesamte Leben der Betroffenen gravierend. Sie können nicht mehr gehen und ihre Arme allenfalls nur noch eingeschränkt nutzen. Ebenso sind viele Körperfunktionen mitbetroffen. Je nach Verletzungshöhe sind unterschiedliche Organe, Muskeln und Empfindungen von der Lähmung betroffen. Testen Sie in unserer interaktiven Visualisierung, welche Lähmungshöhe welche Auswirkungen hat.
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Quellen
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