Sven Widmer

Das Tablet – eine Bereicherung für Sven und sein ganzes Umfeld

Für den sechsjährigen Sven Widmer ist das iPad mit der Software MetaTalk ein ideales Hilfsmittel, um mit seinem Umfeld zu kommunizieren. Die Familie ist dankbar für die Unterstützung durch Active Communication - und fördert den Sohn, wo sie nur kann.

Sven zieht es ins Freie. Zuerst stattet er Amy, Jonny, Camillo und Chiara einen Besuch ab, den Geissen, die in einem grosszügigen Gehege leben. Dann turnt er auf dem Trampolin im Garten mit seiner Schwester. Der Bub macht einen unbeschwerten Eindruck, wer ihn beim Spielen sieht, kommt nicht auf die Idee, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmt.

Der Sechsjährige ist der Jüngste der Familie Widmer, die in der Oberaargauer Gemeinde Melchnau BE auf einem Bauernhof am Rand des Dorfes lebt. Als er zur Welt kommt, deutet zunächst nichts auf etwas Aussergewöhnliches hin. Erst nach neun Monaten nimmt Mutter Barbara Widmer Indizien wahr, die sie beunruhigen. Sven kann nicht aufrecht sitzen.

Sven Widmer auf dem Trampolin
Sven Widmer bei den Ziegen

Das iPad als willkommenes Hilfsmittel

Die Abklärungen ergeben keine eindeutige Diagnose. Offiziell heisst es, Sven habe eine «globale Entwicklungsverzögerung mit motorischen Auffälligkeiten». Eine cerebrale Bewegungsstörung ist vorhanden, mit dem Gleichgewicht hat er gewisse Probleme. Das erklärt, wieso er erst viel später, mit zweieinhalb Jahren, zu laufen beginnt.

Sven wird therapeutisch eng begleitet, und dank Physio- sowie Ergotherapie kommt er voran. Was ihm aber fehlt, ist die Fähigkeit, sich lautsprachlich zu artikulieren. Schon vor dem Eintritt in den Kindergarten besucht er regelmässig die Logopädie, und das tut er immer noch, um die Kognition zu verbessern.

Eine Heilpädagogin der Schule Melchnau stellt schliesslich der Active Communication AG in Steinhausen den Antrag auf ein Kommunionshilfsmittel für Sven. Seinen Eltern und den zwei Geschwistern kann er sich mit eigener Gebärdensprache und einigen Lauten zwar mitteilen. Aber im Kindergarten zum Beispiel oder in Gesellschaft mit anderen Leuten schafft er das nicht. Dafür findet sich nun ein geeignetes Werkzeug: ein iPad10 mit der Software MetaTalk.

Sven Widmer mit seinem iPad10
Sven Widmer mit AC-Beraterin Nadja

«Es ist grossartig, wie alle mitziehen.»

Barbara Widmer, Mutter

Ein funktionierendes Zusammenspiel

Im Herbst 2023 erhält Sven das Tablet, das fortan ein treuer Begleiter wird. Barbara Widmer sagt heute: «Es ist für Sven, für uns als Familie und für alle Leute rundherum eine grosse Bereicherung. Wir sind enorm dankbar, dass sich diese Möglichkeit ergeben hat.»

Von Active Communication übernimmt Nadia Moosbrugger als Beraterin die Gebrauchstrainings. Sie erklärt Sven, wie er das iPad gezielt einsetzen kann, sie erklärt es aber nicht zuletzt auch den Menschen aus seinem engsten Umfeld - und ist begeistert von deren Engagement und Bereitschaft, Sven in allen Bereichen zu fördern. «Ein Highlight», schwärmt Nadia Moosbrugger und schliesst in ihr Lob auch das Lehrpersonal der Regelschule Melchnau ein: «Es ist grossartig, wie alle mitziehen.» Barbara Widmer hebt das funktionierende Zusammenspiel aller Involvierten hervor: «Sie tun ihr Bestes im Interesse von Sven. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich und verdient spezielle Erwähnung.»

Sven kann nun mittels iPad und dem Talker seine Bedürfnisse formulieren. Oder aber er kann in sein Tagebuch eintragen, was er im Kindergarten gemacht und erlebt hat, sei es mit Worten oder mit Bildern. Die Eltern schaffen für sich ebenfalls ein Tablet an und verwenden es oft, um mit ihrem Sohn zu kommunizieren. «Wir wollen Vorbilder für ihn sein», sagt Barbara Widmer, «wenn wir uns die Mühe nehmen, uns mit ihm auf diese Weise auszutauschen, ist das für ihn auch ein Ansporn.»

Sven Widmer auf dem Hof
Familie Widmer

Die Bestellung im Schnellimbiss

Zum Einsatz kommt das Tablet daheim immer wieder bei Gesellschaftsspielen mit den Eltern und den Geschwistern Seraina (8) und Gian (12). Wichtig ist es, dass Sven genügend Zeit hat, um seine Botschaft zu formulieren. «Er will auf keinen Fall gestresst werden», sagt Barbara Widmer. Am Abend nimmt Sven das Kommunikationsmittel gerne mit ins Bett, tippt darauf herum und hört dank dem Talker die eingegebenen Begriffe.

An ein Erfolgserlebnis erinnert sich die Mutter immer wieder gerne. Zwischendurch, erzählt sie, habe sich die Familie einen Abstecher in einen Schnellimbiss gegönnt, und Sven bekam stets Chicken Nuggets mit Pommes Frites. Bis zum Tag, an dem er das iPad zückte und damit einen anderen Essenswunsch formulieren konnte: «Ich möchte einen Hamburger.» Als er ihn in den Händen hielt, strahlte er vor Stolz.

Sven hängt aktuell ein drittes Jahr im Kindergarten in Melchnau an, ein entsprechender Wunsch der Familie wurde berücksichtigt. Der lebhafte Junge ist gut integriert, für seine Gschpänli ist er das, was er auch für seine Geschwister ist: einfach Sven. Er fühlt sich wohl, wenn er daheim spielen, sich bei den Tieren oder seinen Vater Beat bei Arbeiten auf dem Hof begleiten kann. Barbara Widmer fragt sich gelegentlich: Was wird in ein paar Jahren sein? Wie sieht die Zukunft aus? Wo wird er seinen Platz in der Gesellschaft finden?

Sie macht sich Gedanken. Manchmal auch Sorgen. Und gleichzeitig ist sie glücklich, wenn sie Sven lachen sieht: «Er lebt im Hier und Jetzt. Und das ist gut so.» Das iPad der Active Communication trägt seinen Teil dazu bei, dass er sich gut zurechtfindet.

Text: Peter Birrer

Fotos: Adrian Baer

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