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Die Stimme aus dem Tablet

Daniel Rickenbacher lebt mit einer körperlichen Behinderung, die seine Kommunikation einschränkt. Der Einsatz von Hilfsmitteln hat sein Leben bedeutend verändert.

Kommunikation findet immer und überall statt. Wir Menschen erzählen, diskutieren, tauschen uns aus. Der mündliche Ausdruck ist für unser Zusammenleben selbstverständlich. Doch was ist, wenn das eigene Sprechen vom Gegenüber nicht verstanden wird? Wenn selbst kleine Alltagsaufgaben – etwa ein Getränk bestellen – zum Hindernis werden? Daniel Rickenbacher lebt mit dieser ständigen Herausforderung. Der 26-jährige Schwyzer ist wegen eines Sauerstoffmangels bei der Geburt zerebral gelähmt. Seine Lautsprache sowie seine Mimik und Gestik sind für Aussenstehende nur schwer verständlich.

Sprachcomputer ergänzt Stimme

Seit rund zehn Jahren kommuniziert der junge Mann über einen Talker, der an seinem Elektrorollstuhl befestigt ist – ein speziell konfiguriertes Tablet, das Tasteneingaben akustisch als Sätze wiedergibt. Der Sprachcomputer verleiht Daniel Rickenbacher eine klar verständliche Stimme. Wie erlebt er dieses Gerät? Rickenbacher tippt die Antwort. «Mein Talker ist für mich wie ein guter Freund», tönt es aus dem Lautsprecher. «Dank ihm bin ich frei unterwegs und kann mich überall mit Menschen unterhalten.» Er hatte sich lange gegen solche Hilfsmittel gewehrt. Zu gross war die Befürchtung, dadurch seine Lautsprache zu verlieren, die ihm das Kommunizieren im Familien- und Freundeskreis erlaubt und die er wie eine Standardsprache wahrnimmt.

Doch heute unterstützen seinen Alltag neben dem Talker, der auch seine PC-Tastatur ist, ein am Rollstuhl fixierter Joystick für die Smartphone- und Mausbedienung sowie ein System zur Umfeldsteuerung. Den Einsatz dieser Hilfsmittel ermöglicht Active Communication, ein Unternehmen der Schweizer Paraplegiker-Gruppe. Seit zwanzig Jahren setzt es sich mit individuellen Lösungen für Menschen mit Beeinträchtigungen ein. Susanna Berner ist eine von rund vierzig Mitarbeitenden und Beraterin von Rickenbacher. Sie erklärt: «Mit dem Talker kann sich Daniel jedem Menschen zielgerichtet mitteilen.» Als Betreuerin erlebt sie oft, wie Kommunikationsgeräte die Lebensqualität steigern: «Diese Hilfsmittel geben den Betroffenen viel Freiheit im Alltag zurück.»

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«Ich habe immer an meine Chance geglaubt»

Daniel Rickenbacher

Hürden in der Kommunikation

Selbstbewusst und sicher kurvt Rickenbacher mit seinem Elektrorollstuhl um die Ecke. Seine Behinderung ist für Aussenstehende sofort erkennbar. Bei der ersten Begegnung reagieren sie zurückhaltend und wissen nicht, wie sie mit ihm umgehen sollen. Deshalb hat er es sich zur Aufgabe gemacht, selber das Eis zu brechen. «Ich zeige den Leuten, dass ich sie verstehe und gut über den Talker kommunizieren kann», sagt er. «So kann ich Vorurteile abbauen und oft entstehen interessante Dialoge.» Ein Gespräch mit Daniel Rickenbacher erfordert Geduld. Alles, was er mitteilen möchte, muss er in sein Tablet eintippen. Dazu kombiniert er Symbolbilder zu Wörtern und Sätzen – mithilfe eines lange erlernten Kodierungssystems. Eine Computerstimme spricht dann die Botschaften. «Ich muss spüren, ob mein Gegenüber für so eine Unterhaltung Zeit hat», erklärt er. In unserer schnelllebigen Welt sei das eine Herausforderung. «Ich denke aber, dass es den Menschen guttut, wenn sie einmal eine langsamere Form der Kommunikation erleben.»

Schwieriger  seien Gespräche mit mehreren Personen: «Wenn die Themen schnell wechseln, bin ich mit meiner Antwort oft zu spät.» Bei einer komplexen Frage kann es zwei Minuten dauern, bis Rickenbacher sich wunschgemäss ausgedrückt hat. Er wird mit dem Talker jedoch immer schneller, seine Beraterin steht ihm dabei zur Seite. «Ich schaue Daniel beim Tippen über die Schulter», sagt Susanna Berner. «Häufig verwendete Wörter speichern wir dann als neue Bildkombination ab, damit er sie nicht mehr als einzelne Buchstaben eintippen muss. Durch solche Optimierungen spart er viel Zeit.»

Unterwegs als Botschafter

Seit 2019 ist Daniel Rickenbacher Botschafter von Active Communication. Er berichtet aus erster Hand, wie Kommunikationshilfen am wirkungsvollsten eingesetzt werden. «Anhand meiner Erfahrungen zeige ich, was alles erreichbar ist. Ich möchte andere Beeinträchtigte dazu motivieren, ihre Möglichkeiten auszuschöpfen.» Die berufliche Tätigkeit ist ihm wichtig: «Durch meine Arbeit bei der Active Communication komme ich mit vielen Menschen in Kontakt, so fördere ich die Integration von Behinderten in die Gesellschaft.» Seine Expertise werde im Team besonders geschätzt, sagt Beraterin Berner. 

Nebst der Tätigkeit für Active Communication engagiert sich Rickenbacher selbstständig für die unterstützte Kommunikation und bietet über seine Website verschiedene Dienstleistungen an: «Ich gebe Weiterbildungen, halte Referate und vermittle Wissen rund um die Kommunikation und das Leben mit einer Behinderung.» Sein Wissen vermittelt mithilfe eines persönlichen Blogs.

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