Daniel's Blog
Mai 2023

Vernetzung über die Landesgrenze hinaus
Mit meiner Arbeit möchte ich unter anderem Menschen, Firmen und Institutionen vernetzen. Denn nur zusammen sind wir stark, können voneinander lernen und auch grosse Dinge bewegen. Dieser Blog ist eine Premiere - zum ersten Mal habe ich ein Interview ausserhalb der Schweiz gemacht. Ich wurde von Carolin Garbe von der Universität Köln angefragt, ob ich bei einem Studienprojekt mitarbeiten möchte. Dankend sagte ich zu. Ich dachte, es wäre eine gute Gelegenheit, meinen Blog noch mehr zu öffnen und einen Einblick zu bekommen, wie es unterstützt kommunizierenden Menschen in Deutschland geht. Carolin Garbe ist Sprachtherapeutin an der Universität Köln. Es freut mich besonders, dass ich mit ihr ein Interview führen durfte.
Viel Spass beim Lesen!
«Nur zusammen sind wir stark, können voneinander lernen und auch grosse Dinge bewegen.»
Liebe Carolin, stellst du dich bitte kurz vor?
Gerne! Mein Name ich Carolin Garbe. Ich bin Sprachtherapeutin und arbeite in Deutschland mit Unterstützter Kommunikation (UK), aktuell an der Universität Köln in der Lehre und in der UK-Beratungsstelle.
Ist eine Sprachtherapeutin wie eine Logopädin?
Ja, das ist sehr ähnlich. Logopädie ist in Deutschland eine Ausbildung und Sprachtherapie ein Studium. Beide arbeiten in der Praxis gleich.
Wie lange bist du schon Sprachtherapeutin?
Ich arbeite seit 2003 als Sprachtherapeutin mit UK.
Wie war es im Studium?
Eine spannende Frage! Im Studium habe ich nichts über UK gelernt, aber in den Praktika in Schulen und Praxen habe ich UK kennengelernt und durfte auch selbst mit Kindern und Erwachsenen mit ihren elektronischen Kommunikationshilfen arbeiten. Ich habe so ganz viel von den UK-Nutzer:innen gerlernt.
Wäre es für dich hilfreich gewesen, wenn ein:e UK-Referent:in ins Studium miteinbezogen worden wäre?
Auf jeden Fall! Ich hätte mir gewünscht, dass UK-Methoden und Hilfsmittel als Teil der Sprachtherapie erklärt worden wären und der Austausch mit einer:m UK-Referent:in wäre toll gewesen.
Wird das heute gemacht?
Es gibt heute ein paar Seminare zu UK an der Uni, auch für Sprachtherapeuten. Aber nur selten sind daran auch UK-Referent:innen beteiligt. Ich gebe selbst auch ein UK-Seminar und lade dazu immer ein oder zwei UK-Personen ein. Die erzählen dann über sich und ihre Kommunikation.
Ich wünsche mir, dass ich irgendwann eine UK-Person als Kollegin für die UK-Seminare habe und wir das Seminar gemeinsam halten können.
Wie läuft es in den Institutionen mit UK?
Ich glaube, in Förderschulen ist UK inzwischen sehr verbreitet, in Kindergärten ist es noch sehr unterschiedlich und in Werkstätten und Wohnheimen wird UK längst nicht überall eingesetzt.
Wie ist es dann bei Personen, die wie ich, sich komplett von der Institution gelöst haben? Gibt es das? Und wie werden diese in UK begleitet?
Auch das ist eine sehr gute Frage! Ich kenne inzwischen glücklicherweise einige UK-Personen, die mit persönlicher Assistenz leben und nicht in der Werkstatt arbeiten. Ich weiss aber nicht genau, wie die das geschafft haben. Ich vermute, dass es viel Arbeit und Diskussion mit Verwaltungen war, das zu erreichen. Und mit UK werden diese Personen nicht begleitet, sie organisieren sich Hilfe für ihr UK-System selbst, wenn sie es brauchen.
Wo denkst du braucht es noch am meisten Aufklärungsarbeit in Sachen UK?
UK muss noch mehr in die Öffentlichkeit, so dass man auch UK-Personen beim Einkaufen, beim Sport oder mal auf einem Konzert trifft und erlebt. Eine weitere Lücke in Deutschland ist, dass UK-Begleitung oder UK-Therapie nicht bezahlt wird - das brauchen aber viele Kinder, damit sie später als Erwachsene unabhängig kommunizieren, arbeiten und leben können.
Wie werden dann die Hilfsmittel finanziert und die Therapien danach?
Kommunikationshilfsmittel werden von den deutschen Krankenkassen meist bezahlt, aber es gibt keine speziellen UK-Therapeuten oder UK-Therapie danach.
Liebe Carolin, herzlichen Dank für das tolle Interview!
Über den Autor

Hallo zusammen
Mein Name ist Daniel Rickenbacher und ich bin der Autor dieses Blogs. Hier berichte ich regelmässig aus meinem nicht ganz alltäglichen Alltag. Ich wurde 1993 geboren und lebe aufgrund eines Sauerstoffmangels seit meiner Geburt mit einer Cerebral Parese (CP). Aufgewachsen in Illgau (Kanton Schwyz), wohne ich heute in meiner eigenen Wohnung in Alpnach Dorf. Die Selbstbestimmung und die Selbständigkeit sind in meinem Alltag nicht selbstverständlich. Doch dafür kämpfe ich, Tag für Tag.
«Ich lebe Selbstbestimmung bis zur Grenze meiner Behinderung.»
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