Daniel’s Knigge: Umgang mit Personen mit Handicap

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Daniel’s Knigge: Umgang mit Personen mit Handicap

April-Blog 2021

Autor: Daniel Rickenbacher

Wie begegnest du Menschen mit einer Beeinträchtigung? Wirst du unsicher und weisst nicht, wie du dich verhalten sollst? Oder macht es für dich keinen Unterschied, ob eine Beeinträchtigung da ist oder nicht?

Ich habe schon sehr viele verschiedene Begegnungen erlebt. Grundsätzlich wäre die bevorzugte Begegnungsart so einfach, dass ich diesen Blog gar nicht schreiben müsste. Die wäre nämlich, dass du dir gar keine Gedanken machst, wie du Menschen mit einer Beeinträchtigung begegnest. Wir sind Menschen und möchten aus meiner Sicht keine Sonderbehandlung.

Oft fragen die Menschen einander, ob ich allein unterwegs bin. «Das kann doch nicht sein, seine Begleitung ist sicher in der Nähe» sagen sie zueinander. Sie sprechen mich jedoch nicht an. Trotzdem gebe ich ihnen Antwort. Oft glauben sie es nicht, dass ich wirklich allein bin.

Bitte frag nicht jemand anderen etwas über mich – vor mir. Vor allem nicht jemand, der mich ebenfalls nicht kennt. Wenn ich sage, dass ich allein bin und keine Hilfe brauche, dann nimm es bitte einfach an. Bitte verständige z.B. am Bahnhof nicht gleich die Polizei, weil du denkst, dass ich mich nicht mehr zurechtfinde, obwohl ich nur auf den Zug warte – das ist mir tatsächlich schon einmal passiert. Ganz toll!

«Wenn wir sagen, dass wir keine Hilfe brauchen, dann brauchen wir keine Hilfe – danke.»

Daniel Rickenbacher

Sprichst du Menschen, die du nicht kennst, mit «Sie» oder «Du» an? Machst du einen Unterschied, ob das Gegenüber eine Beeinträchtigung hat oder nicht? Menschen mit der Höflichkeitsform «Sie» anzusprechen hat etwas an Bedeutung verloren. Ich erlebe oft, dass mich Menschen einfach so mit der Du-Form ansprechen, während die Person nebenan oder meine Assistenzperson mit der Sie-Form angesprochen wird, obwohl mich die Person ebenfalls nicht kennt. Was soll das? Warum ist das so? Wenn du darauf eine vernünftige Antwort weisst, schreib mir bitte.

Warum bekomme ich im Restaurant oft keine Menükarte? Soll ich von Luft leben? Liebe Kellner/innen, wenn ihr nicht wisst, ob die Person lesen kann oder überhaupt etwas essen möchte/kann, dann legt die Menükarte bitte einfach hin. Nein, nimmt bitte das Weinglas nicht einfach weg. Auch mit einer Beeinträchtigung kann man gerne ein Glas Wein trinken. Nachdem allen Gästen Wein eingeschenkt wurde, mein Glas noch immer leer ist (und ich auch nicht gefragt wurde) und der Kellner wieder verschwinden möchte, muss ich oft fragen «Darf ich bitte auch etwas Wein haben?»

Stell dir bitte einmal folgende Situation vor:

Du bist mit einer Assistenzperson unterwegs und triffst jemanden. Die fremde Person kommt mit deiner Assistenzperson ins Gespräch. Plötzlich sprechen die zwei über dich. Die fremde Person stellt deiner Assistenzperson Fragen über dich und du sitzt nebenan. Was würdest du denken? Das ist nicht so toll, findest du nicht? Ich kann dieses Gefühl nicht mit schönen, konformen Worten beschreiben, deshalb lasse ich es lieber sein!

Die Begegnung mit Menschen mit Beeinträchtigungen musst du nicht lernen, lasse es einfach geschehen.

Ein Lieblingsfilm von mir ist «Ziemlich beste Freunde». Ich habe im Kino geweint. Vielleicht ist er etwas überspitzt, jedoch spricht er mir aus dem Herzen. Für mich ist dieser Film nicht nur ein Film, ich lebe ihn Tag für Tag.

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Über den Autor

Hallo zusammen

Mein Name ist Daniel Rickenbacher und ich bin der Autor dieses Blogs. Hier berichte ich regelmässig aus meinem nicht ganz alltäglichen Alltag. Ich wurde 1993 geboren und lebe aufgrund eines Sauerstoffmangels seit meiner Geburt mit einer Cerebral Parese (CP). Aufgewachsen in Illgau (Kanton Schwyz), wohne ich heute in meiner eigenen Wohnung in Alpnach Dorf. Die Selbstbestimmung und die Selbständigkeit sind in meinem Alltag nicht selbstverständlich. Doch dafür kämpfe ich, Tag für Tag.

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