

Sandrine Steinmann, Alberto Detassis und Perica Stambolija beschäftigen sich mit allen Themen, die mit Hygiene zu tun haben. Eine der Hauptaufgaben des Trios, das in einem Büro auf der Station B zu Hause ist: die Vermeidung von Spitalinfektionen.
Text: Peter Birrer
Fotos: Sabrina Kohler
Alberto Detassis schnappt sich einen A4-Block und einen Kugelschreiber, dann startet der Rundgang. Es ist Montag, kurz nach 8 Uhr, ein Routinevorgang. Station um Station passiert er und stellt Fragen: Sind über das Wochenende Probleme aufgetaucht? Gibt es auffällige Patientinnen oder Patienten?
Detassis, 43-jähriger Italiener, ist Teil eines kleinen Teams, das in einem Büro auf der Station B beheimatet ist und sich einer Aufgabe verschrieben hat: der Spitalhygiene. Als Fachexperte für Infektionsprävention im Gesundheitswesen befasst er sich zusammen mit Kollegin Sandrine Steinmann und Kollege Perica Stambolija mit sämtlichen Hygienethemen. Eines hat absolute Priorität: die Vermeidung von Spitalinfektionen.
Nicht nachlässig handeln
Zur Sicherstellung eines hohen Qualitätsstandards sind strikte Massnahmen notwendig, um Menschen zu schützen, die im Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) betreut werden – und jene, die betreuen. Also: die Mitarbeitenden, die Kontakt mit Betroffenen haben. «Wir wollen das Bewusstsein schärfen, dass Gefahren vorhanden sind, wenn man nachlässig handelt», sagt Sandrine und liefert ein Beispiel: «Wenn man bei der Behandlung einer Wunde nicht korrekt vorgeht, kann es sein, dass man Bakterien ‹aufliest›, nach Hause bringt und damit andere Menschen gefährdet.»
Im Einsatz gegen hochresistente Bakterien: Das Team der Spitalhygiene vernebelt ein Patienenzimmer mit Wasserstoffperoxid
(H2O2).
Die bald 36-Jährige ist diplomierte Pflegefachfrau HF und seit 2010 im SPZ angestellt – zunächst sowohl in der Pflege als auch in der Spitalhygiene. Seit fünf Jahren nun arbeitet sie in einem Teilpensum ausschliesslich im Team mit Alberto und Perica. Sie kümmert sich um das Qualitätsmanagement und schult Mitarbeitende auf dem Gebiet der Spitalhygiene. Und sie sensibilisiert. In gewissen Situationen einen Abstand von zwei Metern einhalten, sich mit den Fingern nicht sorglos ins Gesicht greifen, die Schutzmaske mit Händen abnehmen, die zuvor gründlich desinfiziert worden sind – es mögen kleine Dinge sein, die aber grosse Wirkung erzielen, um Übertragungswege von Krankheitserregern wie Bakterien und Viren zu unterbrechen.
Mit den Massnahmen lässt sich die Ausbreitung eindämmen, aber nie ganz ausschliessen. Immer wieder kommt es vor, dass Patientinnen oder Patienten – etwa aus dem Ausland – nach Nottwil gebracht werden und möglicherweise einen Erreger in sich tragen. Mittels Abstrich wird das eruiert und – je nach Ergebnis – die Isolation verordnet. Eine Seltenheit ist das nicht, das zeigt der Besuch auf den Stationen. Vor der Tür eines Isolationszimmers ist deklariert, welche Schutzrichtlinien zu befolgen sind, wenn man mit der Person in Kontakt kommt.
Oft kommt es zu einer präventiven Isolation, die nach einem negativen Screening aufgehoben werden kann. Als besondere Herausforderung gelten die multiresistenten Bakterien, gegen die teilweise kein Antibiotikum mehr ankommt, was im schlimmsten Fall zu einem Therapieabbruch führen kann.
«Spitalhygiene geht uns alle an.»
Vorschriften auf der Baustelle
Die Spitalhygiene legt grössten Wert auf Prävention. Sie kämpft gegen Bakterien, Viren und Pilze. Und sie ist auch involviert, wenn auf dem Campus Umbauten stattfinden, wie nun im Hallenbad. «Gewisse Substanzen können für unsere Patientinnen und Patienten gefährlich sein», sagt Alberto, «deshalb ist es so wichtig, dass auf der Baustelle Hygienevorschriften strikt eingehalten werden und da gereinigt wird, wo gereinigt werden kann.»
Das ist etwas, was Alberto hervorhebt: die sorgfältige Reinigung im Innern des SPZ. «Die Hauswirtschaft leistet einen massgeblichen Beitrag zur Hygiene», lobt er. Die Spitalhygiene pflegt den Austausch mit verschiedenen Bereichen, gerade mit der Physio-und Ergotherapie, die intensiv mit Betroffenen zusammenarbeitet: «Wir bemühen uns stets um individuelle Massnahmen.»
Spitalinfektionen erkennen, Untersuchungen initiieren und Ergebnisse auswerten – das hat auch mit «Detektivarbeit» zu tun. So jedenfalls nennt das Perica Stambolija. «Wenn ein Ausbruch mit einem multiresistenten Erreger vorliegt, bekämpfen wir das», sagt er, «und wir machen uns auch auf die Suche nach der Quelle. Wir wollen herausfinden, wie es zur Übertragung kommen konnte.»

«Wir sind präsent und sichtbar»
Für den 35-Jährigen ist klar: «Spitalhygiene geht uns alle an, die in Nottwil in irgendeiner Funktion tätig sind. Entscheidend ist, dass alle mitmachen.» Fortschritte, sagt er, seien in der Vergangenheit zweifellos erzielt worden – gewiss auch dank der Spitalhygiene, die gerade durch die Coronapandemie an Bekanntheit gewonnen hat: «Wir sind präsent und sichtbar.»
Die Aufklärung darüber, wie wichtig allein das Desinfizieren der Hände ist, zeigt auch im Hause Stambolija Wirkung. Wenn Perica am Abend nach Hause kommt, wird er von seinem vierjährigen Sohn regelmässig so begrüsst: «Papi, ich habe die Hände gewaschen!»
Inzwischen ist Alberto von seiner Runde zurück. Auf seinem A4-Block stehen nur ein paar Notizen – ein Zeichen dafür, dass auf den Stationen die Situation unter Kontrolle ist. «Alles läuft so, wie es laufen soll», sagt er, «es ist das erfreuliche Resultat, zu dem wir als Team der Spitalhygiene mit professioneller Arbeit unseren Beitrag geleistet haben.»

Regelmässige und gründliche Händedesinfektion ist wichtig.
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