Die beiden Seelsorgenden am SPZ: Ursula Walti und Stephan Lauper

Viele Wege führen nach Nottwil

Das Leben kann verschiedene Wendungen nehmen. Am Beispiel von Ursula Walti und Stephan Lauper, den beiden Seelsorgenden am Schweizer Paraplegiker-Zentrum (SPZ) in Nottwil, zeigt sich: Auch Umwege können ihr Gutes haben.

Text: Andrea Zimmermann
Fotos: Adrian Baer

Wege verlaufen nicht immer geradlinig. Nicht selten sind sie steinig, manchmal werden sie gar unbegehbar. Schicksalsschläge, die uns zwingen, nach neuen Wegen zu suchen, gehören zum Menschsein – sowohl für unsere Patientinnen und Patienten während ihrer Rehabilitation als auch für Mitarbeitende am SPZ. Ursula Walti und Stephan Lauper, die beiden Seelsorgenden, begleiten Menschen in schwierigen Lebenssituationen – unabhängig von Religion oder Weltanschauung.

Ungewissheit aushalten

So unterschiedlich sich Krisen jeweils gestalten, ist ihnen gemeinsam, dass sie stets von Ängsten, Unsicherheiten und Fragen begleitet werden. Warum ich? «Eine Frage, die viele Patienten beschäftigt, auf die sie aber meistens keine Antwort finden», erklärt Ursula. Auch sie als reformierte Pfarrerin habe keine allgemeingültigen Antworten auf die grossen Fragen des Lebens. «Gemeinsam mit den Betroffenen halten wir Ausschau nach dem, was ihnen persönlich Kraft und Zuversicht gibt», sagt die 59-Jährige. «Ungewissheit gemeinsam mit anderen Menschen auszuhalten, das ist eine der Kernaufgaben von Seelsorgenden», erklärt Stephan.

Mit seelsorgerischen Gesprächen werden keine therapeutischen Ziele verfolgt. «Es darf einfach sein, was ist», so der katholische Theologe, der seit sechs Jahren am SPZ tätig ist. Anerkennen, was ist, das kann heilend, aber auch unglaublich schmerzhaft sein. Gerade für unsere Patientinnen und Patienten, die sich mit einer komplett neuen Lebensrealität arrangieren müssen. Das eigene Schicksal akzeptieren, das können nur die wenigsten. Im besten Fall kann man lernen, damit zu leben, sind sich die beiden einig.

Ursula und Stephan versuchen bei ihrer Arbeit stets, die Bedürfnisse ihrer Gesprächspartnerinnen und -partner zu erkennen und sie zu ermutigen, nach neuen Perspektiven zu suchen. Menschen in diesem Prozess ein Gegenüber zu sein und zu versuchen, ihnen Hoffnung zu geben, das ist die Leidenschaft der beiden Seelsorgenden. Unabhängig von Religion und Weltanschauung ist das für viele Patientinnen und Patienten wichtig. Klinische Studien zeigen, dass Spiritualität in Heilungsprozessen eine tragende Rolle spielt. «Und letztlich verbergen sich hinter allen Fragen, die Menschen tief bewegen, auch spirituelle Themen», so Stephan.

Es gibt immer einen Weg

«Die Arbeit in Nottwil ist für mich besonders sinnstiftend, weil ich hier im Gegensatz zu anderen Spitälern die Möglichkeit habe, Patientinnen und Patienten über eine längere Zeit hinweg zu begleiten», sagt Ursula, die mittlerweile bereits seit zwölf Jahren am SPZ arbeitet. Dabei erleben die beiden Seelsorgenden bei weitem nicht nur traurige Momente. Erfolge in der Reha werden gefeiert – aber auch das Leben an sich. So konnte Ursula auch schon Paare trauen und Kinder taufen. Die vielfältigen Erfahrungen im SPZ haben sie immer wieder erfahren lassen, dass auch in der dunkelsten Nacht Sterne leuchten. Eine Hoffnung, die auch ihr selbst Halt im Leben gibt.

Stephan geht es hierbei ähnlich. Der Glaube gibt dem 62-jährigen Aargauer die Gewissheit, nie ins Bodenlose zu fallen. «Es gibt immer wieder einen Weg», ist er überzeugt. Und auch seine eigene Geschichte ist ein Hinweis darauf. Ursprünglich war Stephan Musiker – bis er seinen Beruf krankheitsbedingt nicht mehr ausüben konnte. Es war somit ein Umweg, der ihn zur Theologie und letztlich auch nach Nottwil geführt hat. «Ich bin sehr zufrieden hier», sagt er. «Und letztlich unterscheidet sich die Theologie gar nicht so sehr von der Musik. Beides beinhaltet mehr, als man mit Worten und dem Verstand zu fassen vermag.»

Von Afrika nach Nottwil

Auch für Ursula war es ein spannender Weg, der sie letztlich dorthin geführt hat, wo sie heute steht. Die Aargauerin lebte von 1998 bis 2002 mit ihrer Familie in Kamerun, wo sie als ökumenische Mitarbeiterin im Jugenddepartement der Presbyterian Church of Cameroon tätig war. «Viele Menschen in Afrika sind tagtäglich mit existenziellen Herausforderungen konfrontiert», erzählt sie. «Nahrung, Verkehrsmittel, Spitäler und Schulen – in Kamerun ist das alles keine Selbstverständlichkeit.» Besonders beeindruckt haben Ursula die Zuversicht, die Kreativität und der Gemeinschaftssinn der dortigen Bevölkerung. Aber auch, wie wichtig der Glaube für diese Menschen ist. «Der Glaube gehört für sie zum Leben wie Luft, Nahrung oder Schlaf.»

Nahe bei den Menschen zu sein, ist das, was sich sowohl Ursula als auch Stephan in ihrem Beruf wünschen. Als Ausgleich dazu suchen sie beide oft die Ruhe in der Natur – Ursula beim Besteigen von Gipfeln und beim Schwimmen; Stephan beim Pilgern und Weitwandern. Beide fühlen sich in Nottwil angekommen – über alle Windungen hinweg, die ihre Leben bisher genommen haben.

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