PHTLS für First Responder und IVR Stufe 3 Advanced
Was tun im Notfall?
Wenn Sie Zeuge eines Kreislaufstillstands oder einer anderen akuten Notfallsituation sind: alarmieren Sie sofort den Rettungsdienst über die Notrufnummer 144 und beginnen Sie mit der Herzmassage, bzw. leisten Sie Erste Hilfe. Halten Sie sich nicht damit auf, die folgenden Informationen zu lesen. Diese sind als Kursmaterial konzipiert und nicht zur Anwendung im Akutereignis gedacht.
Medizinischer Haftungsausschluss
Die folgenden Ausführungen werden in Abstimmung mit (inter)nationalen Leitlinien, sowie bei Bedarf aktualisiert und nach bestem Wissen überarbeitet. Sie ersetzen in keiner Art und Weise eine spezifische Ausbildung. Ihre Anwendung erfordert Sachkenntnis, Erfahrung und situative Flexibilität. Das beschriebene Handeln setzt explizit die Beherrschung der Massnahmen durch Anwendende voraus und darf nicht zu einem Ersatz oder Verzögerung der Alarmierung des Rettungsdienstes führen. In Zweifelsfällen konsultieren Sie Ärztin, Arzt oder Rettungsdienst.
An zwei Stellen werden in Übereinstimmung mit internationalen Empfehlungen Medikamente aufgeführt (Aspirin bei nicht traumatischem Brustschmerz und Adrenalin Autoinjektor bei schwerer allergischer Reaktion). Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass der Gesetzgeber in der Schweiz die entsprechende Medikamentenabgabe nur für medizinisches Fachpersonal legitimiert, weshalb der Einsatz, bzw. der Delegationsrahmen im Vorfeld und für die spezifischen Bedingungen von Anwendenden und institutionellem Rahmen zu klären ist. SIRMED vergibt diesbezüglich keine Kompetenzen für Ersthelfende.
Achtung: Trotz aller Sorgfalt bei der redaktionellen Ausarbeitung können Fehler nie gänzlich ausgeschlossen werden. Eine juristische Gewähr für die gemachten Angaben kann daher nicht übernommen werden. Anwendende müssen sich fachlich immer anhand der aktuellen Literatur auf dem Laufenden halten. Über konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge sind wir dankbar. Jegliche Haftungsansprüche, die sich aus der Verwertung der folgenden Aussagen ergeben, werden abgelehnt.
Indem Sie an dieser Stelle weiterlesen, erklären Sie die Nutzungshinweise gelesen und verstanden zu haben und akzeptieren die Aussagen zu Haftungsausschluss und Verantwortlichkeiten in allen Punkten.
Vorgehensweise und Selbstschutz
AmpelschemaDas sogenannte "Ampelschema" hilft, bei der Ersten Hilfe einen klaren Kopf zu bewahren:
1. Schauen (rot wie "Stopp!")
2. Denken (gelb)
3. Handeln (grün)Jeder soll in der Lage sein Hilfe zu leisten, ohne dabei zum Opfer zu werden.
1. Schauen: Erfassen, was überhaupt passiert ist. Hier geht es besonders darum, Gefahren für den Patienten und / oder Umstehende (z.B. Brand, Explosion, Absturz oder rollenden Verkehr) sowie die mögliche Situation des Betroffenen, den Unfallhergang, die Verletzungen bzw. die Zeichen einer akuten Erkrankung zu erkennen.
2. Denken: Allfällige Gefahren werden beurteilt und bereits vor dem ersten Patientenkontakt angemessene Selbstschutzmassnahmen ergriffen. Zu den wichtigsten Selbstschutzmassnahmen gehören:
- Tragen von Schutzhandschuhen – möglichst von Anfang an, sicher aber vor dem ersten Kontakt mit Körperflüssigkeiten
- Absperrung bzw. Signalisation bei Unfällen (v.a. im Strassenverkehr)
- Vorsicht vor fliessendem Verkehr
- Zurückhaltung bei aggressiven Auseinandersetzungen
- Abstand bei Brand-, Explosions- oder Absturzgefahr
- Achtung vor Strom und Vergiftungen
- Danach geht es darum, welche Hilfe die betroffene Person benötigt.
3. Handeln: Je bedrohlicher die Situation für den Betroffenen, desto dringender ist die Erste Hilfe. Unbedingt frühzeitig alarmieren und Unterstützung anfordern. Nach Art. 128 des Schweizer Strafgesetzbuchs ist jede Person im Rahmen des Zumutbaren dazu verpflichtet, Hilfe zu leisten, wenn ein Mensch in unmittelbarer Lebensgefahr schwebt.
Ursachen des Kreislaufstillstands und Vorbeugung
Information
- Es gibt viele Ursachen für einen Kreislaufstillstand. Zu den häufigsten gehören: Herz- oder Lungeninfarkt, Ersticken, Schlaganfall, schwere Verletzungen u.a.
- Einige Risikofaktoren begünstigen Herzinfarkt und Schlaganfall. Manche davon sind beeinflussbar. Das bedeutet, dass sich diesen Krankheiten in gewissem Masse vorbeugen lässt.
- Gegen erhöhte Blutfette, Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht, Zuckerkrankheit und Bewegungsmangel kann man meist etwas tun und bis zu einem gewissen Grad das persönliche Risiko reduzieren.
Die Rettungskette
Interverband für Rettungswesen IVR - Die Rettungskette
Braucht ein Mensch medizinische Hilfe, dann sind Ersthelfer gefragt. Es braucht Mut und den Willen, schnellstmöglich Hilfe zu leisten. Sofortmassnahmen können lebensrettend sein. Ersthelfende stellen dabei die überbrückende Versorgung bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sicher.
Die Rettungskette beschreibt die Versorgungsphasen bei Notfällen:
1. Sensibilisieren – Helfen als notwendig und menschlich erkennen
2. Befähigen – Erlernen von Erste Hilfe
3. Erkennen der Notfallsituation und alarmieren – um professionelle Hilfe zu organisieren
4. Spontane Erste Hilfe – durch Anwesende
5. Organisierte Erste Hilfe – durch Firstresponder, Betriebssanitäter*innen etc.
6. Professionelle Hilfe – durch den Rettungsdienst
7. Klinische Versorgung – im nächstgeeigneten Spital
8. Wirkungsmessung – um das System zu verbessern
Alarmierung
Wer beim Rettungsdienst, der Polizei oder der Feuerwehr Hilfe anfordert, wird systematisch durch die Abfrage geführt. In der Regel wird zuerst der Notfallort erfragt. Anschliessend erfolgt Fragen zum Notfall: Was ist passiert? Wo ist der Notfallort? Wie lautet die Rückrufnummer? Wie alt ist der Patient? Ist der Betroffene ansprechbar, atmet er?
Die Antworten erleichtern dem Rettungsdienst den Notfallort rasch zu finden und angemessen zu reagieren. Wenn erforderlich leiten Disponenten schon jetzt Sofortmassnahmen an und unterstützen den Anrufer bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes telefonisch.In der ganzen Schweiz gelten die folgenden Notrufnummern:
- Sanitätsnotruf 144
- Feuerwehr 118
- Polizei 117
- Rega 1414
- Vergiftungsauskunft 145
- Dargebotene Hand 143
Zusätzlich ist die europäische Notrufnummer 112 in den meisten Kantonen aktiv und erleichtert zum Beispiel Touristen die Alarmierung in Notfallsituationen.
Rechtliche Aspekte
Information
- Art. 128 StGB stellt unterlassene Hilfeleistung bei Lebensgefahr unter Strafe.
- Falsche oder nicht indizierte Massnahmen können betroffene Personen verletzen.
Aber:
- Keine Verletzung ist schwerwiegender als unterlassene Wiederbelebungsmassnahmen.
- Bei BLS und AED nach bestem Wissen und Gewissen sind rechtliche Konsequenzen praktisch ausgeschlossen.
Erkennen und Beurteilen von Notfallsituationen
Information
- Erste Hilfe beginnt immer mit einer Beurteilung der Situation und des Patienten.
- Es geht darum zu erkennen, ob der Patient akut bedroht ist und lebensrettende Sofortmassnahmen benötigt.
- Betroffene lassen sich in drei Gruppen einteilen:
Ansprechbarer Patient
- Wach, ansprechbar und in der Lage, zu antworten. Bedürfnisse können geäussert werden.
- Die Erste Hilfe kann mit dem Betroffenen abgestimmt werden.
- Meist keine unmittelbare Lebensbedrohung.
Bewusstloser Patient
- Bewusstlos ohne Reaktion auf Berührung und lautes Ansprechen, aber mit normaler Atmung.
- Potenziell lebensbedrohlich.
- Eine Bewusstlosenlagerung kann lebensrettend sein. Da die Lebensbedrohung Vorrang hat, gilt dies auch bei vermuteter Rückenverletzung. Ziel ist es, die Atemwege frei zu halten.
- Der Patient soll bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes betreut und die Atmung immer wieder geprüft werden.
Patient im Kreislaufstillstand
- Bewusstlos ohne Reaktion auf Berührung und lautes Ansprechen.
- Zudem keine, oder keine normale Atmung erkennbar.
- Akute Lebensgefahr erfordert sofortige Wiederbelebungsmassnahmen.
- Alarmierung, Herzmassage, Beatmung und Defibrillation erforderlich.
Bewusstseinsstörung
Information
- Zu Bewusstseinsstörungen kann es durch Verletzung, Erkrankung oder Vergiftung kommen.
- Die grösste Gefahr liegt im Ersticken, wenn in Rückenlage die Zunge zurücksinkt und die Atemwege blockiert oder wenn in die Lunge gelangt.
Erkennen
- Person liegt regungslos am Boden
- Reagiert nicht auf Ansprache
- Kein Öffnen der Augen
- Keine sonstigen Bewegungen
- Normale Atmung ist erkennbar
Handeln
- Alarmierung des Rettungsdienstes via Notrufnummer 144
- Bewusstlosenlagerung: um die Atemwege in Seitenlage freizuhalten
- Wärmeerhalt, zum Beispiel mittels Rettungsdecke (Gold-Silber-Folie)
- Bleiben Sie danach am Kopf des Patienten und beurteilen Sie bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes, ob die Atmung normal bleibt.
Sicherheit, Selbstschutz, Hygiene
Information
- Im Rahmen der Ersten Hilfe kann es, v.a. durch Verletzungen und Infektionen, zu Gefahren für Ersthelfer kommen. An oberster Stelle steht immer die eigene Sicherheit. Ersthelfer sollen nicht selber zu Schaden kommen.
Erkennen
- Achtung: nicht jede Bedrohung ist auf den ersten Blick erkennbar
- Ampel-Prinzip berücksichtigen
- Bei Bedarf Experten beiziehen (z. B. Sicherheitsbeauftragte, Feuerwehr usw.)
- Mitmenschen und Retter warnen, wenn beispielsweise Rutschgefahr besteht, bzw. Glasscherben, Drogenspritzen o.a. herumliegen
- Nach Möglichkeit und unter Berücksichtigung der eigenen Sicherheit, Betroffene aus dem Gefahrenbereich bergen
Handeln
- Handschuhe tragen reduziert das Risiko der Krankheitsübertragung ebenso wie die hygienische Händedesinfektion
- Bei drohender Gewalt immer sofortiger Rückzug und via 117 Polizei alarmieren
- Fluchtwege offenhalten
- Dem Betroffenen / Täter niemals den Rücken zuwenden
- Ruhig auftreten, ruhig sprechen
Besonderheiten im Strassenverkehr:
- Verkehr berücksichtigen (vor dem Aussteigen, Überqueren der Strasse usw.)
- Auf der Autobahn Schutz hinter der Leitplanke suchen
- Warnweste tragen
- Das eigene Fahrzeug zum Absichern der Unfallstelle als Prellbock verwenden
- Warnblinklicht und Abblendlicht einschalten, Warndreieck aufstellen
- Stelle das Pannendreieck mindestens 50 m von der Unfallstelle entfernt auf - wenn schnell gefahren wird, in mindestens 100 m Entfernung
Rettung aus einem Fahrzeug
Information
Befinden sich nach einem Unfall noch Verletzte in einem Fahrzeug und können sich diese nicht selbständig befreien, sind alle Rettungsversuche durch Ersthelfer zu unterlassen, weil solche Manöver den Helfer wie auch die Opfer gleichermassen stark gefährden können.
Sehr seltene Ausnahme: Droht ein Fahrzeug in Brand zu geraten, kann versucht werden, die Verletzten aus dem Auto zu ziehen. Auch in anderen Fällen, in denen ohne sofortige Bergung unmittelbare Lebensgefahr oder der Tod bevorsteht - zum Beispiel, weil sich ein Einsturz ankündet oder der Patient bewusstlos ist und nicht mehr normal atmet, sollen Ersthelfer eingreifen.Dies jedoch immer nur, wenn der Helfer bei solchen Aktionen nicht damit rechnen muss, selbst schwer verletzt zu werden. Selbstschutz steht über allen Massnahmen!
Notfallprävention
Information
Besser als Erste Hilfe leisten zu müssen ist es, Notfälle zu verhindern. Ein grosser Teil der Notfälle vorhersehbar und damit vermeidbar ist! Zur Vermeidung gehört es, Risiken zu erkennen, zu bewerten und zu reduzieren. Viele Krankheiten lassen sich durch die Lebensweise beeinflussen. So sind viele Risikofaktoren für einen Herz-Kreislaufstillstand (erhöhtes Cholesterin, Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht, Zuckerkrankheit und Bewegungsmangel) z.B. durch bewusste Lebensführung bzw. medizinische Massnahmen beeinflussen. Bezüglich Unfällen bestehen eine ganze Reihe von Präventionsmöglichkeiten:- Kein Alkohol am Steuer oder beim Bedienen von Maschinen
- Angepasste Geschwindigkeiten im Strassenverkehr und auf der Piste
- Schutzmassnahmen und Ausrüstung wie Helm, Gurten und vieles mehr
Arbeit mit Partnern
Rettungsdienst, Polizei, Feuerwehr, LuftrettungInformationen
Das Aufgebot erfolgt meist anhand von Einsatzstichwörtern durch die Sanitätsnotrufzentrale, denn Partnerorganisationen können sich gegenseitig aufbieten (bei Brandalarm kommt beispielsweise automatisch auch die Polizei). Warnwesten / Gilet können Auskunft über Organisation und Funktionen der Personen geben. Den Anweisungen der professionellen Retter ist strikt Folge zu leisten.Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst (RD)
- Meistens ist der RD innerhalb von 10 bis 15 Minuten vor Ort
- Einweisung erleichtert dem RD, den Einsatzort zu finden
- Häufig nimmt der RD Hilfe von Ersthelfern und Passanten in Anspruch
- RD nimmt Informationen von Augenzeugen entgegen, besonders, wenn der Betroffene nicht ansprechbar ist
Zusammenarbeit mit der Polizei
- Polizisten verfügen über eine solide Grundausbildung in Erster Hilfe
- Die Polizei wird bei Arbeits- und Verkehrsunfällen mit Personenschaden meist automatisch aufgeboten
- Erste Hilfe hat Priorität vor Ermittlungen und Spurensicherung
- Die Polizei sichert Unfallstellen ab, hält den Weg für Feuerwehr und Rettungsdienst frei und weist bei Bedarf den Rettungshelikopter ein
Zusammenarbeit mit der Feuerwehr
- Milizfeuerwehren benötigen in der Regel einige Minuten zum Ausrücken (Ausgangspunkte sind häufig Arbeits- oder Wohnort)
- Spezialaufgebote wie Hubretter oder Strassenrettungszug können längere Anfahrtswege haben
- Feuerwehreinheiten sind streng hierarchisch aufgebaut und jede Einsatzkraft hat eine klar definierte Rolle
- Die Feuerwehr entscheidet über den Gefahrenbereich und dessen Zutritt
Zusammenarbeit mit der Luftrettung
- Die Luftrettung (v.a. die Rega, regional aber auch Air Zermatt oder AAA) übernimmt Transporte in Spitäler, die via Luftweg schneller erreichbar sind (z. B. Spezialklinik, Zentrumsspital)
- Sie erreicht abgelegene Einsatzorte (Berge, Waldgebiete usw.)
- Wird in der Regel von Polizei, Feuerwehr oder Pistenrettung eingewiesen
- Vorsicht: Es besteht Gefahr durch Rotorblätter und Abwinde: Annäherung an den Helikopter nur von vorne mit Blickkontakt zum Piloten und erst wenn die Rotorblätter stehen!
Medikamentengabe durch Ersthelfer
Information
Das Schweizer Heilmittelgesetz knüpft die Abgabe von Arzneimitteln an eine entsprechende Ausbildung. Ziel dieser Regelung ist es, durch Sachkenntnis bei der Abgabe von Heilmitteln deren sichere Anwendung zu gewährleisten. Ersthelfer ohne entsprechende Berufsqualifikation dürfen somit von Gesetzes wegen keine Medikamente der Abgabekategorien A, B und D abgeben.
Das Heilmittelgesetz definiert vier verschiedene Abgabekategorien:
- A: Einmalige Abgabe auf ärztliche oder tierärztliche Verschreibung;
- B: Abgabe auf ärztliche oder tierärztliche Verschreibung;
- D: Abgabe nach Fachberatung;
- E: Abgabe ohne Fachberatung.
- Verschreibungspflichtige Arzneimittel werden in die Kategorien A und B eingeteilt.
- Die Kategorie C wurde zum 01.01.19 aufgehoben.
- Die Arzneimittel der Abgabekategorien D und E sind nicht verschreibungspflichtig.
- Unter "Fachberatung" (Kategorie D) führt der Gesetzgeber auf: "Personen, die verschreibungspflichtige Medikamente abgeben dürfen, sowie dipl. Drogisten."
- Arzneimittel der Kategorie E sind frei verkäuflich und können von allen Personen abgegeben werden.
- Für die Medikamente der Abgabekategorie E werden auch weder Beipackzettel, noch Fachinformationen verlangt.
Verschiedene internationale Leitlinien bezeichnen es als medizinisch angemessen, bei Brustschmerzen mit Verdacht auf kardialen Ursprung oral 150 bis 300 mg Aspirin zuzuführen, solange keine bekannte Allergie oder aktuelle Blutung vorliegt (die gängigste Dosierung in der Schweiz sind Tabletten zu 500 mg). Eine entsprechende Anwendungsempfehlung findest sich auch für den Einsatz von Adrenalin (z.B. Epipen®, bzw. Epipen junior®) bei schweren allergischen Reaktionen. Der Widerspruch zwischen medizinischer Angemessenheit und gesetzlicher Einschränkung durch das Heilmittelgesetz lässt sich durch SIRMED nicht auflösen.
Schlaganfall
Informationen
Ein Schlaganfall entsteht durch den Verschluss oder das Einreissen eines Blutgefässes im Gehirn. Ein Schlaganfall ist ein lebensbedrohlicher Notfall. Eine sofortige Alarmierung des Rettungsdienstes ist für den Betroffenen deshalb von grösster Wichtigkeit.Erkennen
- Gesichtslähmungen: Betroffener kann nicht pfeifen
- Halbseitenlähmung: Betroffener kann die Arme nicht seitengleich ausgestreckt halten
- Sprachstörungen: Betroffener kann nicht reden oder spricht unklar, verwaschen
Handeln
- Alarmierung des Rettungsdienstes
- Patienten beruhigen und betreuen, bis der Rettungsdienst vor Ort ist
- Patienten nach seinem eigenen Bedürfnis in der Lagerung unterstützen
- Bei Bewusstlosigkeit und normaler Atmung stabile Seitenlage und engmaschige Kontrolle der Atmung
Störungen des Bewusstseins / Bewusstlosigkeit
Informationen
Zu Bewusstseinsstörungen kann es durch Verletzung, Erkrankung oder Vergiftung kommen. Die grösste Gefahr bei einer Bewusstseinsstörung liegt im Ersticken. Dies geschieht dadurch, dass in Rückenlage die erschlaffte Zunge des Bewusstlosen zurücksinkt und die Atemwege blockiert oder aber durch Mageninhalt, der unbemerkt in die Lunge gelangt.Erkennen
- Person liegt regungslos am Boden
- Person reagiert nicht auf Ansprache
- Kein Öffnen der Augen
- Keine sonstigen Bewegungen
- Normale Atmung erkennbar
Handeln
- Alarmierung des Rettungsdienstes
- Stabile Seitenlage, dabei kommt es vor allem darauf an, dass die Atemwege in Seitenlage freigehalten werden
- Wärmeerhalt, zum Beispiel mittels Rettungsdecke aus Autoapotheke
- Danach am Kopf des Patienten bleiben und immer wieder neu bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes prüfen, ob die Atmung normal bleibt.
Rückenverletzung
Informationen
Vom Gehirn laufen die Nervenfasern im Rückenmark durch den Wirbelkanal. Durch einen Unfall kann es zu einer Verletzung der knöchernen Wirbelsäule, aber auch des Rückenmarks kommen. Die Folge der Rückenmarksdurchtrennung ist eine Querschnittlähmung.Der Unfallmechanismus sollte immer berücksichtigt werden. Im Zweifel, beispielsweise bei bewusstlosen Betroffenen ist davon auszugehen, dass eine potentielle Verletzung der Wirbelsäule vorliegen kann.
Erkennen
- Schmerzen in der betroffenen Region des Rückens
- Ggf. Gefühllosigkeit oder Missempfindungen in den Beinen, unter Umständen auch in den Armen
- Unfähigkeit, die Beine und allenfalls die Arme zu bewegen
- Verlust von Temperatur- und Schmerzempfinden in den betroffenen Körperregionen
Handeln
- Alarmierung des Rettungsdienstes
Ansprechbarer Betroffener
- Nur bewegen, wenn unmittelbar in Gefahr
- Kopf und Rückenbewegungen unbedingt vermeiden
- Sofern erlernt, Stabilisieren des Kopf-Hals-Bereichs mit dem Halsschienengriff
- Bei wachen Betroffenen Helmabnahme durch zwei Helfer, sofern dies erlernt wurde
Wärmeerhalt
Bewusstloser Betroffener- Stabile Seitenlage auf möglichst ebener und harter Fläche (der Erhalt der lebenswichtigen Funktionen steht an erster Stelle und wird dem Verzicht auf Bewegung der Wirbelsäule vorgezogen)
- Sofern erlernt, Stabilisieren des Kopf-Hals-Bereichs mit dem Halsschienengriff
- Bei bewusstlosen Motorradfahrern Helmabnahme auch alleine, um die Überwachung der Atmung zu gewährleisten eine korrekte Seitenlage zu ermöglichen
- Wärmeerhalt
Kreislaufstillstand
Information
- In der Schweiz kommt es jedes Jahr zu rund einem Kreislaufstillstand pro 1000 Einwohner
- Weltweit überleben nur rund 10% ein solches Ereignis.
Handeln Herzdruckmassage:
- Druckpunkt untere Brustbeinhälfte (=Mitte Brustkorb)
- Frequenz 100 bis 120/min
- Kompressionstiefe 5 bis 6 cm
- Kompression: Beatmung, 30:2
- Verhältnis Druck : Entlastung, 1:1
- Immer völlig entlasten
- Möglichst keine Unterbrechungen
- Möglichst auf harter Unterlage
- Wenn möglich alle 2 min wechseln
Wir wissen heute, dass:
- eine sofortige Wiederbelebung (Reanimation) die Überlebenschancen verdoppelt;
- Basismassnahmen inkl. Defibrillation innert 3 bis 5 Minuten Überlebenschancen von über 50 % ermöglichen;
- jede Minute Verzögerung bei der Defibrillation die Überlebenschancen um rund 10 % reduziert.
- Also verlieren Sie keine Zeit!
Defibrillation
Information
- "Defibrillation bezeichnet eine Elektroschocktherapie. Diese hat das Ziel, die häufigste Herzrhythmusstörung bei Personen im Kreislaufstillstand zu beenden.
- Es kommt auf Geschwindigkeit an: Pro Minute verzögerter Defibrillation sinken die Überlebenschancen um rund 10%.
- Nach dem Einschalten werden die Handlungsschritte nach Sprachanweisung des Gerätes durchgeführt. Angewendet wird ein einzelner Schock, gefolgt von zwei Minuten CPR. Alle 2 Minuten wird der Herzrhythmus vom Gerät erneut überprüft und falls erforderlich, ein weiterer einzelner Schock abgegeben.
Handeln
- Zur Anwendung eines Defibrillators Patienten flach und trocken lagern.
- Elektroden gemäss Abbildung auf dem Brustkorb aufkleben und festdrücken.
- Sicherheitskontrolle und Warnung vor dem Schock.
- Es darf niemand den Patienten berühren.
- Es darf niemand den Patienten berühren.
- Basismassnahmen durchführen, während die Defibrillation vorbereitet wird.
- Die Unterbrechung für die Defibrillation muss kurz sein.
- Nach der Defibrillation sofort mit 30 Herzmassagen fortfahren
Sicherheitshinweise
- Um eine sichere Defibrillation zu gewährleisten, müssen einige Grundregeln eingehalten werden:
- Anwendung nur am bewusstlosen Patienten mit Atemstillstand.
- Nicht auf leitendem Untergrund oder in explosionsgefährdeter Umgebung.
- Wenn der Patient im Nassen liegt oder schweissnass ist, ins Trockene ziehen und die Brust abtrocknen.
- Defibrillation auf Schnee oder Eis ist ungefährlich.
- Starke Brustbehaarung muss eventuell rasiert werden.
- Hat der Patient erkennbar einen Herzschrittmacher – Elektroden daneben aufkleben.
- Trägt der Patient Medikamentenpflaster auf der Brust – Pflaster entfernen und Haut abwischen.
- Bei schwangeren Frauen sind dagegen keine Besonderheiten zu beachten.
- Zur Signalisation von AED-Standorten werden unterschiedliche Piktogramme verwendet. Das hier gezeigte wird für die Schweiz empfohlen.
Die Reanimation wird so lange durchgeführt, bis
- professionelle Retter die Massnahmen übernehmen;
- der Patient wieder normal atmet;
- ein Arzt oder das Rettungsteam die Reanimation abbricht oder
- die eigene Leistungsgrenze erreicht ist.
Unterzuckerung
Informationen
Alle Zellen des Körpers brauchen Energie, um ihre Arbeit leisten zu können. Der wichtigste Energielieferant ist Zucker (vor allem Traubenzucker – Glukose). Eine bedrohliche Unterzuckerung tritt vor allem bei Zuckerkranken (Diabetikern) auf, bei denen es zu einem Missverhältnis zwischen Insulinangebot und Bedarf gekommen ist.Erkennen
- Im Anfangsstadium gegebenenfalls Heisshunger
- Wesensveränderungen (von still bis aggressiv)
- Verwirrtheit
- Kaltschweissigkeit
- Bewusstseinsstörungen bis zur tiefen Bewusstlosigkeit
- Gegebenenfalls Krampfanfälle
Handeln
- Alarmierung des Rettungsdienstes
- Auf Selbstschutz bei aggressiven Patienten achten
- Bei nicht ansprechbaren Personen stabile Seitenlage und engmaschige Atmungsbeurteilung
- Bei konkretem Verdacht auf Zuckermangel, geben Sie dem Betroffenen gezuckerte Getränke, solange dieser noch bei Bewusstsein und in der Lage ist zu schlucken ist
Krampfanfall
Informationen
Das Gehirn koordiniert alle Aktivitäten des Körpers. Durch unterschiedliche Störungen kann es zu Krampfanfällen kommen. Mögliche Ursachen können sein: Epilepsie, Hirnverletzungen, Vergiftungen, hohes Fieber, Unterzuckerung, Alkohol- oder Drogenentzug.Erkennen
- Bewusstseinsstörungen
- Starrer Blick, ohne Reaktion bei Ansprache des Betroffenen
- Abnormale Atmung und Atemgeräusche (z.B. Schnarchen)
- Zuckende Bewegungen der Extremitäten und gegebenenfalls des Körperstamms
- Verfärbung der Gesichtsfarbe zu rötlich bis bläulich
- Gegebenenfalls Sturz
- Gegebenenfalls Zungenbiss mit Blutung
- Gegebenenfalls Schaum vor dem Mund
- Tiefer Schlafzustand nach dem Krampfereignis für einige Minuten
Handeln
- Selbstschutz
- Alarmierung des Rettungsdienstes
- Betroffenen nicht festhalten während Krampfanfall
- Betroffenen vor Selbstverletzung schützen (Sturz, Platz schaffen, Gegenstände entfernen)
- Kein Beissschutz bzw. keine Manipulation am Mundraum während Krampfanfall
- Bewusstlose mit normaler Atmung nach Krampfanfall in die stabile Seitenlage bringen
- Kontrolle der Atmung
Vergiftung durch Drogen
Informationen
Als «Droge» bezeichnet man jede Substanz, die das zentrale Nervensystem (Wahrnehmung, Gefühle, Emotionen, Motorik) beeinflusst und das Bewusstsein verändert. Die Auswirkungen sind primär von der Substanz und der eigenommenen Menge abhängig, aber auch von Alter, Geschlecht, Gewicht, Grösse, Gesundheitszustand und Persönlichkeit des Konsumenten. Gefahr für Ersthelfer besteht durch Infektionskrankheiten und Wesensveränderung des Betroffenen.Man unterscheidet bei den Rauschdrogen:
- Uppers (anregend) wie Alkohol, Kokain, Ecstasy oder Amphetamine
- Downers (beruhigend) wie Heroin, GHB, Opium oder Cannabis
- Halluzinogene wie LSD, Zauberpilze oder Stechapfel
Erkennen
- Bewusstseinsveränderungen wie Euphorie und Verwirrtheit bis zum Bewusstseinsverlust
- Unruhe, Aggressivität, Halluzinationen, Wahnzustände
- Gegebenenfalls Krampfanfälle
- Veränderung von Herzfrequenz und Blutdruck mit erhöhtem Herz- und Hirninfarktrisiko, Herzrhythmusstörungen
- Häufig sehr grosse oder kleine Pupillen
Handeln
- Selbstschutz beachten!
- Alarmierung des Rettungsdienstes
- Bewusstlosen in Seitenlage bringen und nicht unbeaufsichtigt „schlafen“ lassen
- Atmung kontinuierlich überwachen («schnarchende» Geräusche deuten auf Verlegung der Atemwege hin!)
- Vor Witterungseinflüssen und Wärmeverlust schützen
- Schweizerisches Toxikologisches Informationszentrum Tel. 145 kann Auskunft zu Substanzen, Folgen und Ersthelfermassnahmen erteilen
- ggf. Tablettenblister / Drogenreste suchen und dem Rettungsdienst mitgeben
Bauchschmerzen
Informationen
Im Bauch und im Brustkorb befinden sich die meisten Organe des Menschen. Durch unterschiedliche Störungen kann es, ausgehend von diesen Organen, zu Erkrankungen und Schmerzen kommen. Der genaue Ort der Störung ist für Laien praktisch nicht auszumachen, für die Erste Hilfe ist dies aber auch nicht erforderlich.Erkennen
- Plötzliche oft krampfartig, stechende oder brennende Bauchschmerzen
- Übelkeit, eventuell mit Erbrechen
- Blässe, eventuell Kaltschweissigkeit
- Flache und schnelle Atmung
- Oft typische Schonhaltung (gekrümmt, angezogene Beine, Hände auf dem Bauch)
Handeln
- Betroffene Person beruhigen
- Der Patient hat die für ihn angenehmste Lagerung meistens schon selbst bestimmt und wird darin vom Ersthelfer unterstützt. Eine Lagerung liegend mit erhöhtem Oberkörper und eventuell ein Kissen oder eine Deckenrolle unter den Knien bewirken oft Schmerzlinderung
- Ess-, Trink- und Rauchverbot
- Alarmierung des Rettungsdienstes
- Wird der Betroffene bewusstlos, stabile Seitenlage und engmaschige Kontrolle der Atmung
Äussere Blutungen
Informationen
Der Mensch hat rund fünf bis sechs Liter Blut. Das Blut erfüllt eine Vielzahl wichtiger Aufgaben, unter anderem den Transport von Sauerstoff und Nährstoffen zu den Zellen. Bei Verletzungen kommt es zur Öffnung von Blutgefässen und zum Austritt von Blut. Grosser Blutverlust stellt die grösste Gefahr dar und kann lebensbedrohlich werden. Darüber hinaus besteht bei offenen Verletzungen Infektionsgefahr.Erkennen
- sichtbare Blutung
- erkennbare Verletzung und offene Wunde
- ggf. Fremdkörper in Wunde
- ggf. ausgetretenes Blut am Boden
Handeln
- Eigenschutz beachten (Unfallursache berücksichtigen)
- Schutzhandschuhe anlegen
- Betroffenen in seiner Lage unterstützen, bevorzugt sind Sitz- oder Liegeposition
- Bei schwerwiegenden Verletzungen und grossem Blutverlust den Rettungsdienst alarmieren
- Wundverband anlegen: sterile Kompresse auf die Wunde legen und mit Verband oder Dreiecktuch fixieren
- Keine Salben oder Pulver auftragen
- Keine Wundreinigung durchführen
Stark blutende Wunde
- Eigenschutz beachten (Unfallursache berücksichtigen)
- Schutzhandschuhe anlegen
- Direkter Druck auf die Wunde, nach Möglichkeit sterile Wundauflage verwenden
- Druckverband anlegen, wenn Blutung nicht zu stoppen ist: sterile Kompresse auf die Wunde, darüber ein bis zwei Verbandpäckchen und dann einen festsitzenden Verband anlegen
- Ggf. lokale Kältetherapie mit oder ohne Druck auf Wunde
- Bei nicht zu stoppender Blutung Tourniquet angelegt, wenn erlernt
Fremdkörper in Wunde
- Fremdkörper in der Wunde belassen
- Wunde so gut wie möglich bedecken
- Fremdkörper mit «Polster» (zum Beispiel Verbandpäckchen) stabilisieren
- bei nicht zu stoppender Blutung Tourniquet angelegt, wenn erlernt
Nasenbluten
Informationen
Eine Blutung aus der Nase, die nicht im Zusammenhang mit einer Kopfverletzung steht, kann verschiedene Ursachen haben, zum Beispiel eine Verletzung durch Manipulation oder Entzündung. bzw. Folge eines zu hohen Blutdrucks sein. Gefährlich wird eine solche Blutung, wenn sie andauert und die Atemwege des Patienten beeinträchtigt oder wenn der Blutverlust erheblich ist.Erkennen
- Blut tropft oder rinnt aus der Nase
- Betroffener fühlt sich sehr gestört und verunsichert
- Oft sind Kleider bereits blutbefleckt, bzw. Taschentücher blutgetränkt
- Ggf. Schwindel oder allgemeines Schwächegefühl
Handeln
- Betroffener soll sitzen
- Kopf nach vorne halten, damit das Blut abfliessen kann
- Tuch zum Auffangen des Blutes vor die Nase halten
- Nasenflügel am oberen Teil der Nase zusammendrücken, um zu versuchen, die Blutung zu stoppen
- Blut ausspucken, nicht schlucken lassen
- Kaltes Tuch in den Nacken legen, um den Blutfluss zu vermindern
- Bei starker unstillbarer Blutung: Alarmierung des Rettungsdienstes
Amputation
Informationen
Bei einer Amputation werden ein oder mehrere Körperteile abgetrennt. Am häufigsten sind die Finger betroffen. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Replantation ist eine fachgerechte Versorgung des abgetrennten Körperteils (Amputat).Erkennen
- Körperteil ist gänzlich oder beinahe abgetrennt
- Erkennbare Blutung
- Ggf. Schmerzen
- Ggf. Fehlstellung der betroffenen Extremität
- Betroffener ist unruhig und hat Angst
Handeln
- Alarmierung des Rettungsdienstes
- Betroffenen in seiner Lage unterstützen, bevorzugt sind Sitz- oder Liegeposition
- Betroffenen beruhigen
- Amputationswunde und Amputat sauber (nach Möglichkeit steril) bedecken
- Ggf. bei starker Blutung Druckverband anlegen (möglichst Schäden an Amputationswunde und Amputat meiden)
- Abgetrennte Körperteile suchen und ohne Reinigungsversuche wie folgt weiterversorgen:
Amputatverpackung:
- Amputat in sterile Wundkompresse oder sauberes Tuch einhüllen und in sauberen Plastikbeutel legen
- Beutel verschliessen und diesen dann in einen zweiten, mit Eiswasser gefüllten Beutel legen
- Zweiten Beutel ebenfalls verschliessen (s. Abb.)
- Keinem Direktkontakt zwischen Amputat und Eiswasser!
- Amputat zwingend dem Rettungsdienst mitgeben!
Ausgeschlagener Zahn
Information
Handelt es sich beim «Amputat» um einen Zahn, kann durch rasches Handeln eine Replantation möglich gemacht werden.Erkennen
Der Zahn ist abgebrochen oder gänzlich ausgeschlagenHandeln
- Zahn möglichst nicht an der Wurzel berühren
- Keine Reinigung des Zahns vornehmen
- Aufbewahrung des Zahnamputats in spezifischer Lösung, alternativ in Kokosnusswasser Vollmilch oder Kochsalzlösung (Reihenfolge der Präferenz)
- Umgehend Zahnarzt oder Zahnklinik aufsuchen
Knochenbruch und Verstauchung
Informationen
Knochen und Gelenke bilden den Stütz- und Bewegungsapparat des menschlichen Körpers. Die Bewegung selber wird durch die Muskulatur ermöglicht. Knochen haben eine auf ihre typischen Belastungen ausgerichtete grosse Stabilität, können aber bei Überlastung brechen.Erkennen
Sichere Bruchzeichen:
- Fehlstellung der betroffenen Extremität
- Stufenbildung, Knochenlücke
- Sichtbare Knochenfragmente (offener Bruch)
- Abnorme Beweglichkeit
- spürbares Knochenreiben
Unsichere Bruchzeichen:
- Schwellung
- Schmerzen
- Bluterguss
- Funktionseinschränkung
Handeln
- Alarmierung des Rettungsdienstes
- Lagerung in schmerzarmer Position
- Ggf. behelfsmässige Schienung
- Kühlung zur Schmerzlinderung - maximal für 20 Minuten
Gehirnerschütterung
Informationen
Bei Unfällen, bei denen der Kopf gegen etwas schlägt, plötzlich sehr heftig bewegt wird oder bei direkten Schlägen auf den Kopf kommt es häufig zu einer erheblichen schädigenden Erschütterung des Gehirns. Da das Ausmass der Hirnschädigung durch einen Laien nicht festgestellt werden und eine solche Verletzung fatale Folgen haben kann, ist immer der Rettungsdienst beizuziehen oder sofort ein Arzt aufzusuchen.Erkennen
- Meistens Kopfschmerzen und Schwindel
- Übelkeit und Erbrechen
- Erinnerungslücke
- Bewusstseinstrübung
- Ggf. Sehstörung
- Ggf. Sprachstörung, Bewusstlosigkeit und Krampfanfall
- Ggf. Orientierungsverlust zur Person, zum Ort, zu Zeit oder Datum
- Ggf. sichtbare Verletzungen wie Rissquetschwunden oder Schürfungen
Handeln
- Alarmierung des Rettungsdienstes
- Betroffenen beruhigen
- Betroffenen in seiner Lage unterstützen, bevorzugt sind Sitz- oder Liegeposition mit leicht erhöhtem Oberkörper
- Sofern erlernt, Stabilisieren des Kopf-Hals-Bereichs mit dem Halsschienengriff bei Schmerzen mit Bereich der Halswirbelsäule
- Bewusstlose Betroffene in stabile Seitenlage auf möglichst ebener und harter Fläche bringen und die Atmung kontrollieren
- Verzicht auf Lebensmittelzufuhr
Augenverletzung
Information
Da die Augen nur wenig geschützt sind, kann es relativ leicht zu Verletzungen kommen. Am häufigsten erfolgt eine Verletzung durch das Eindringen eines Fremdkörpers, durch direkte Gewalteinwirkung oder durch eine Verätzung mittels einer aggressiven Substanz, wie z. B. Haushaltsreiniger. Verletzungen der Augen gehen häufig mit Angst und Unsicherheit des Betroffenen einher.
Chemische Flüssigkeit im Auge
Erkennen
- Betroffener drückt Auge zu, hält sich oft Hände ans Auge
- Spürbare Schädigung und Schmerzen
- Sichtbare Schädigung des Auges
- Tränenfluss
- Lichtempfindlichkeit
- Sehstörung bis zum (vorübergehenden) Sehverlust
Handeln
- Alarmierung des Rettungsdienstes
- Betroffenen beruhigen
- Betroffenen in seiner Lage unterstützen, bevorzugt sind Sitz- oder Liegeposition mit leicht erhöhtem Oberkörper
- Manipulationen am Auge vermeiden (auch nicht reiben lassen)
- Im Falle einer chemischen Exposition spezielle Augenspüllösung verwenden (wenn verfügbar) und Anruf Vergiftungszentrale unter der Telefonnummer 145
Vorgehen Augenspülung
- Kopf des Betroffenen seitlich halten, damit Spüllösung nicht in das gesunde Auge läuft
- Betroffenes Auge mit reichlich sauberem Wasser ausspülen, Auge dabei offenhalten
- Handhabung Spüllösung und ggfs. berücksichtigen
- Danach Auge mit Kompresse abdecken
- Keine Salben oder Tropfen verabreichen
- Umgehend Augenklinik, bzw. Augenarzt aufsuchen
Fremdkörper in Auge
- Oberflächlich Fremdkörper im Auge versuchen mit einem frischen (nur bei Insekt, Staub oder Wimper) Taschentuch «wegzutupfen »
- Keine Manipulation an eingedrungenen Fremdkörpern
- Bei Verletzungen mit eingedrungenen Fremdkörpern, beide Augen (betroffenes Auge möglichst steril) abdecken
- Betroffenen beruhigen
- Umgehend Augenklinik, bzw. Augenarzt aufsuchen
Stromschlag
Informationen
Stromunfälle sind selten, kommen aber überwiegend im Haushalt oder beim Arbeiten vor. Eine Ausnahmesituation stellt der Blitzschlag dar. Ein Stromschlag kann oft mehrere, zum Teil nicht sichtbare, schwere innere Verletzungen auslösen.Erkennen
- Betroffener ist im Extremfall noch im direkten Kontakt mit der Stromquelle (kann nicht loslassen)
- Angst, Panik, Verwirrtheit
- Bewusstseinsstörung bis zu Bewusstlosigkeit
- Ggf. Herzrhythmusstörungen bis hin zum Kreislaufstillstand
- Ggf. abnormale Atmung
- Sichtbare Strommarken an den Ein- und Austrittsstellen sichtbar
- Ggf. Verbrennungen
- Ggf. Knochenbrüche oder andere Verletzungen infolge Sturz nach Stromschlag
Handeln
- Selbstschutz, Stromquelle abschalten und gegen Wiedereinschaltung sichern (Vorsicht vor möglichem Reststrom), ggf. Fachperson beiziehen
- Alarmierung des Rettungsdienstes
- Betroffenen in seiner Lage unterstützen, bevorzugt sind Sitz- oder Liegeposition mit leicht erhöhtem Oberkörper
- Bewusstlose Betroffene in stabile Seitenlage bringen und die Atmung kontrollieren
- Folgeverletzungen durch z.B. einen Sturz versorgen
Verbrennung
Informationen
Verbrennungen entstehen durch direkte Flammeneinwirkung, heisse Gegenstände, Dämpfe oder Flüssigkeiten (Verbrühungen). Bei einer Verbrennung oder Verbrühung werden die Haut und eventuell tiefer liegende Gewebe geschädigt. Zur Unterscheidung der Schwere einer Verbrennung gibt es eine Einteilung in verschiedene Verbrennungsgrade. Verbrennungen sind in der Regel äusserst schmerzhaft, ausgenommen davon sind nur Verbrennungen 3. und 4. Grades, bei denen die schmerzleitenden Nervenzellen zerstört wurden.Erkennen
Verbrennungen Grad 1:
- Oberste Hautschicht betroffen
- Rötung
- Starke Schmerzen
Verbrennung Grad 2a:
- Oberste und oberflächliche mittlere Hautschicht betroffen
- Blasenbildung
- Starke Schmerzen
- Haare fest verankert
Verbrennung Grad 2b:
- Oberste und tiefe mittlere Hautschicht betroffen
- Blasenbildung
- Reduzierte Schmerzen
- Haare leicht zu entfernen
Verbrennung Grad 3:
- Komplette mittlere Hautschicht betroffen
- Trockener, weisser, lederartig harter Wundgrund
- Keine Schmerzen
- Keine Haare mehr vorhanden
Verbrennung Grad 4:
- dritte Hautschicht, Muskeln und ggfs. Knochen betroffen
- Verkohlung der betroffenen Körperstelle
- keine Schmerzen
Bei Verbrennungen im Gesicht, Russ in Nase oder Gesicht sowie Husten, muss an ein zusätzliches Inhalationstrauma gedacht und umgehend der Rettungsdienst alarmiert werden!
Handeln
- Alarmierung des Rettungsdienstes bei grossflächigen Verbrennungen sowie bei Verbrennungen bei Kindern und/oder Inhalationstrauma
- Sofortige Kühlung der Verbrennung mit handwarmem Wasser; diese Massnahme max. zehn Minuten lang fortführen (z.B. mit Leitungswasser)
- Grossflächige Verbrennungen des Körperstamms und Verbrennungen bei Kleinkindern werden wegen der Unterkühlungsgefahr nicht gekühlt
- Wärmeerhalt (sehr wichtig, da es durch kühlende Massnahmen und fehlender Wärmeregulation aufgrund der Hautschädigung zur Unterkühlung kommen kann und diese den Verlauf massgeblich beeinflusst)
- Verbrennung nach dem kühlen möglichst steril und nur mit geeigneten Materialien abdecken- nicht einbinden (Wärmestau)
- Keine Salben auftragen
- Blasen nicht eröffnen
Sonnenstich / Hitzeschlag
Informationen
Wer sich längere Zeit ungeschützt intensiver Sonnenstrahlung aussetzt, kann einen Sonnenstich erleiden. Besonders gefährdet sind Kinder und alte Menschen. Wer in der Hitze zudem die Flüssigkeitszufuhr vernachlässigt, muss mit einem Hitzschlag rechnen – ein lebensbedrohlicher Notfall!
Erkennen
Hitzeschlag
- Körpertemperatur über 40 Grad
- Schneller Herzschlag
- Niedriger Blutdruck
- Rote trockene Haut, kein Schweiss
Sonnenstich
- Kopfschmerzen
- Kopf rot und heiss
- Nackensteifigkeit
- Körper oft eher kühl
- Schwindel, Übelkeit, Erbrechen
Handeln
- Betroffenen umgehend in Schatten bringen
- Bei Bewusstseinstrübung Rettungsdienst alarmieren
- Bei Hitzschlag Kleidung des Patienten öffnen
- Kopf und beim Hitzschlag zusätzlich auch Extremitäten kühlen
- Betroffenen in seiner Lage unterstützen, bevorzugt sind Sitz- oder Liegeposition mit leicht erhöhtem Oberkörper
- Bewusstlosen Betroffenen in stabile Seitenlage bringen und die Atmung kontrollieren
Unterkühlung / Erfrierung
Informationen
Ebenso wie Hitze kann auch Kälte zu gesundheitlichen Schäden führen. Während die Gefahr einer Erfrierung vor allem für die vom Körperstamm am weitesten entfernten und deshalb am schwächsten durchbluteten Körperteile wie Zehen oder Nase besteht, betrifft die Unterkühlung den gesamten Körper und damit auch die Leistungsfähigkeit aller wichtigen Organe. Eine starke Unterkühlung kann zum lebensbedrohlichen Notfall werden! Bei jedem Erkrankten oder Verletzten ist – auch in einer für Gesunde temperaturmässig angenehmen Umgebung – für Wärmeerhalt zu sorgen, um eine Unterkühlung zu vermeiden.Erkennen
Unterkühlung:
- Betroffener ist unruhig, zittert
- Später kommt es zur Bewusstseinstrübung bis zur Bewusstlosigkeit und zum Kreislaufstillstand
- Atmung bei starker Unterkühlung häufig oberflächlich und nur schwer wahrnehmbar
Erfrierung:
- Spürbar deutlich kalter Körperteil
- Hartes, eventuell gefrorenes Gewebe mit unnatürlicher Farbe (von blass über marmoriert bis blauschwarz)
- Betroffener spürt Kribbeln, später Schmerzen und letztlich nichts mehr in der betroffenen Körperregion
Handeln
- Alarmierung des Rettungsdienstes
- Wärmeerhalt (Woll- oder Rettungsdecke, wechseln an warmen Ort)
- Kopf bedecken, wenn möglich
- Nasse Kleider entfernen
- Wachen Betroffenen in seiner Lage unterstützen, bevorzugt sind Sitz- oder Liegeposition mit leicht erhöhtem Oberkörper
- Betroffenen bei Bewusstsein, heisses, zuckerhaltiges, alkoholfreies Getränk anbieten
- Bewusstlose Betroffene in stabile Seitenlage bringen und die Atmung kontrollieren, bei starker Unterkühlung so wenig Bewegung wie möglich vornehmen
- Erfrorene Körperstellen steril abdecken
Ertrinken
Informationen
Ertrinkungsunfälle ereignen sich in der Schweiz mehrheitlich in Seen und Flüssen.Erkennen
- Betroffener schreit um Hilfe oder winkt verzweifelt mit den Armen
- Betroffener liegt auf dem Grund des Schwimmbeckens, eines Gewässers oder treibt leblos an der Oberfläche
- Bewusstseinsstörung bis Bewusstlosigkeit
- Atemstörung bis Atemstillstand
- Ggf. blasse Hautfarbe, Zittern, Angst
Handeln
- Selbstschutz (Ertrinkende in Panik können zur Gefahr werden, bzw. Ursachen der Notfallsituation bedrohen potentiell auch Helfer, wie z.B. Strömungen)
- Bademeister alarmieren, oder um Hilfe rufen
- Alarmierung des Rettungsdienstes
- Betroffenen schnellstens an Land bringen
- Bewusstlose, normal atmende Betroffene in stabile Seitenlage bringen und die Atmung kontrollieren
- Bewusstlose ohne normale Atmung nach BLS-AED-SRC reanimieren
Kindernotfälle
Lernvideos
Absaugen der Atemwege
Beckengurt
BLS Erwachsene AHA SRC
Seitenlagerung
Hygienische Händedesinfektion
Beutel Maskenbeatmung
Blutdruckmessung
Bodycheck
Carotispulskontrolle
Druckverband
Funken
Halskragen
Helmabnahme
Infusion vorbereiten
Intubationsassistenz
Medikament aus Brechampulle
Medikament aus Stechampulle
Notfallanamnese
Rettungsbrett Bauchlage
Rettungsbrett Rückenlage
Rettungskorsett
Sauerstoffapplikation
Schaufeltrage und Vakuummatratze
Situationseinstieg und Primary Survey
Tourniquet
PBLS Zweihelfer ERC
Algorithmen
Fachpublikationen
- Regener, H., Meier, Ch. (2018). Helfende im Notfall - Arbeiten mit Algorithmen. samariter, (3), 32-33. (PDF, 291.91 KB)
- Regener, H., Kranz, K. (2019). Den Ernstfall üben. Weiterbildung3_2019 S.38-39 (PDF, 371.67 KB)
- Regener, H., Trede, I. (2013). In zweifelhaften Fällen entscheide man sich für das Richtige. star of life, (3), 13-19. (PDF, 2.62 MB)
- Regener, H., Burkart, R. (2021). Die neue IVR-Rettungskette hat acht Glieder (PDF, 761.62 KB)
- Widmer, S., Kranz, K. (2012). Human-Factor-Training im Rettungsdienst. star of life, 22(3), 33–37. (PDF, 4.17 MB)
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