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Verankerung

Das Wechselbad der Gefühle gehört zu unserem Leben. Wie finden wir einen Anker in schwierigen Zeiten?

Die Geschichte von Maurizio Coldagelli

«Der Arbeitstag war bereits zu Ende. Dennoch kehrte ich auf eine Baustelle zurück, um etwas zu überprüfen. Dabei stürzte ich in einem Aufzugsschacht 10 m in die Tiefe. Dieser Unfall hat mein Leben komplett ausgebremst. Ich war gerade erst 40 Jahre alt.

Ich fand mich – gelähmt und fast erblindet – in einer Situation wieder, die für mich schwer zu ertragen war. Ganz ehrlich gesagt war das für mich kein lebenswertes Leben mehr. Ich habe meine Empfindungen und Gedanken über einen Suizid ausgesprochen, was zu vielen, vielen Gesprächen und schliesslich zu einem Wandel in mir führte.

Auch 4 Jahre nach dem Unfall ist es nicht immer einfach. Doch ich habe die Herausforderung angenommen. Meine Kinder und meine Frau spornen mich an weiterzumachen. Genau das mache ich, jeden Tag.»

«Es ist nicht immer einfach. Doch ich habe Ansporn, weiterzumachen.»
Maurizio Coldagelli, Tetraplegie seit 2012

Alle Geschichten der Betroffenen von Orte der Hoffnung

Ein Funke Hoffnung genügt

Seelsorgerin Ursula Walti und Psychologin Nadira Hotz treffen jeden Tag auf Menschen mit Brüchen in ihrem Leben. Gemeinsam mit ihnen machen sie sich auf die Suche nach dem, was der Seele guttut. Die zwei Fachfrauen erzählen, wie ein Funke Hoffnung bei Patientinnen und Patienten wieder Zuversicht wachsen lässt.

Die Geschichte von Philippe Fries alias Freeze

«Bis zu meinem 39. Lebensjahr führte ich ein ganz normales Leben. Am 10. April 2018 veränderte sich alles. Eine Autoimmunerkrankung hat mein Rückenmark befallen. Von einem Augenblick zum anderen funktionierte nichts mehr wie vorher. Die Diagnose: Multiple Sklerose. Für mich öffnete sich ein schwarzes Loch. Ich dachte, mein Leben sei vorbei.

Doch dann habe ich erlebt, wie Familie und Freunde für mich da waren, als ich sie brauchte. So viele, die mitgelitten, die sich immer wieder gemeldet, die mich im Schweizer Paraplegiker-Zentrum immer wieder besucht haben. Die mich zurück ins Leben begleiteten, die meine Trauer und Verzweiflung ausgehalten und die mir den Glauben zurückgegeben haben.

Ich habe mich während den Monaten in der Erstreha mit existenziellen Fragen auseinandergesetzt. Willst du weiterleben und, wenn ja, wie? Stellst du dich der Öffentlichkeit und machst weiter Musik oder verkriechst du dich zu Hause? Ich habe mich entschieden, weiter Musik zu veröffentlichen. Ich war nicht bereit war, mein 'altes' Leben einfach so aufzugeben. Ich habe mich entschieden, dass ich weiterleben will.»

«Das Leben gewinnt eine gewisse Tiefe.»
Philippe Fries alias Freeze, Multiple Sklerose seit 2018

Ein Symbol für Halt und Hoffnung

Der Anker dient dazu, ein Schiff am Meeresboden zu befestigen, sodass es bei Sturm nicht abtreibt und Sicherheit für die Menschen an Bord bietet. Das Symbol des Ankers steht für Halt und Festigkeit. Wenn es im Leben stürmisch zugeht, ist eine starke und sichere Verankerung umso wichtiger.

Bei den Seefahrern wurde der Anker in Form eines Tattoos als Zeichen dafür getragen, den Atlantik überquert zu haben. Später veränderte sich die Bedeutung des Ankers in Liebe, insbesondere die Liebe zum eigenen Heimathafen. Auch heute gilt der Anker häufig als Zeichen für Liebe, Treue, Stabilität und feste Bindungen.

Im frühen Christentum wiederum galt das Symbol des Ankers für Hoffnung auf die Zukunft. Der Anker steht für ein glückliches, erhelltes Leben. Im Alten Rom war der Anker Symbol für den Glauben.

Anker Plastik von Joe Meyer

Über die Metallplastik: Der Anker ist eine Arbeit von Metallkünstler Joe Meyer. Die Bedeutung dieses Symbols für ihn persönlich beschreibt er mit folgenden Worten:

«Der innere Halt, der einem jeden Menschen innewohnt, kann verschiedenes bedeuten: Familie, Freunde aber auch Freiheit, das zu tun, was man möchte.»

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